Familie: Solanaceae > Gattung: Hyoscyamus

Hyoscyamus niger L. ‒ Schwarzes Bilsenkraut

Im 19. Jahrhundert war das Schwarze Bilsenkraut in Hessen außerhalb der Hochlagen weit verbreitet, wobei ein Biotoptyp meist genannt wird: Schutt. Hiermit dürften die im Bereich von Siedlungen stets vorhandenen Müllablagerungen gemeint gewesen sein. Erwähnt werden auch Wegränder und Gemüsefelder. Nach Müller (1841, Flora von Waldeck), Jung (1832, Flora von Nassau) und Heldmann (1837) kam sie auch regelmäßig auf Friedhöfen vor. Die Häufigkeitsangaben sind etwas widersprüchlich: Nach Dillenius (1719) bei Gießen „Ad vias passim“ [gelegentlich an Wegen], nach Gärtner & al. (1799‒1802) in der weit gefassten Wetterau gemein, nach Becker (1828) aber im Frankfurter Raum nicht häufig. Die meisten Autoren geben ein zerstreutes Vorkommen an (z. B. Pfeiffer & Cassebeer 1844: hin und wieder; Heyer & Rossmann 1860‒1863: nicht gerade häufig). Einige Autoren des 19. Jahrhunderts wie Heyer & Rossmann (1860‒1863) nennen das Bilsenkraut auch von Äckern und Gärten, wo es heute nicht mehr vorkommt. Dannenberg (1870) weist auf den damaligen hohen Sammeldruck um Fulda hin, „Zerstreut ... oft den Nachstellungen der Kräutersammler erliegend“. Mit der spätestens bis 1980 vollzogenen geregelten Müllentsorgung in Hessen haben sich die Vorkommensmöglichkeiten stark verschlechtert. Zudem hat die Pflanze ihre Bedeutung als Rauschmittel verloren. Grimme (1958) und Wittenberger & al. (1968) berichten noch von zerstreuten Vorkommen in warmen Lagen Nordhessens bzw. aus Offenbach. Alle späteren Autoren geben höchstens noch sehr zerstreute Vorkommen an, teilweise werden bereits Einzelfunde veröffentlicht (Dechent & al. 1991 für Frankfurt, Grossmann 1970 für das Fuldaer Land, Nieschalk & Nieschalk 1971 für Nordhessen). Öfters wird auf das unbeständige Auftreten hingewiesen (Fuckel 1856, Baier & al. 2005, Streitz 2005). Samen bleiben offenbar längere Zeit keimfähig (Kalheber 1992). Die von Becker & al. (1997) veröffentlichte Punktkarte für den Landkreis Waldeck-Frankenberg zeigt eindrucksvoll den Rückgang, Händler (2022) konnte sieben ehemalige Vorkommen im Bereich Gießen nicht bestätigen. Restvorkommen bestehen vor allem in Wärmegebieten an Burgruinen, Steinbrüchen und ähnlichen Standorten. Die derzeit hessenweit bereits als gefährdet eingestufte Art (Hemm & al. 2008) dürfte weiter zurückgehen.



Habitus


Detail


Beleg


Weitere Fotos

Foto


Status: Archöophyt



Verbreitung

Verbreitung in Hessen

  Süderbergland

WBS  Westhesssisches Berg- und Senkenland

s selten

OB  Osthesssisches Bergland

s selten

We  Westerwald

Ta  Taunus

s selten

RMT  Rhein-Main-Tiefland

z zerstreut

Sp  Spessart

ORT  Nördliches Oberrheintiefland

s selten

Od  Odenwald






© BVNH