Sorbus domestica L. ‒ Speierling
Der Speierlings ist in Hessen nicht indigen. Von Scheller & al. (1979) sowie Kausch-Blecken von Schmeling (2000) wird auf die geringe Naturverjüngung der Kulturspeierlinge in Hessen
hingewiesen. Auch das Fehlen Fehlen alter Angaben für den Rheingau lässt den bisher angenommenen Status als einheimische Art zweifelhaft erscheinen. Nach Becker (1827) in „Gebirgswaldungen
bei Homberg, Reiffenberg, Eppstein, auch hin und wieder angepflanzt“. Später wurde der Speierling nicht erneut für den Taunus als Wildpflanze genannt. Von Jung (1832), Vogel (1843), Rudio
(1851) und Wagner (1891), deren Florenwerke das teilweise als indigen angesehene Verbreitungsgebiet im Rheingau betreffen, wird der Speierling nicht als Wildpflanze aufgeführt. Auch Heyer & Rossmann
(1860‒1863) nennen Wildvorkommen nur für den südlichen Teil Deutschlands und Thüringen. Nach Dosch & Scriba (1873) im Großherzogtum Hessen „hie und da in Alleen etc. gebaut u. selten
verwildert“. Offenbar bewertete zuerst Großmann (1976) Vorkommen im Rheingau als indigen und nennt den Speierling unter anderem aus Wäldern bei Presberg, Johannisberg, Geisenheim, Eltville,
Lorch und Lorchhausen. Streitz (2005) ergänzt Vorkommen bei Assmannshausen und im Kammerforst. Aus dem Rheingau liegen auch einige Belege vor: Assmannshausen, „Eckersteinkopf“ (1986,
A. König 428/86, FR-91535); Lehrener Kopf, Lorch (1995, H. Streitz, FR-107054); Lorchhausen, Engweger Kopf (1956, H. Großmann, FR-107053); Steilhang unterhalb Ruine Nollig (2008, W. Ehmke 08-177,
FR-96966); 1 km östlich Trechtlingshausen, Bodental (2009, T. Gregor 6003 & A. Dotzert, FR). Doch könnten auch die Vorkommen im Rheingau auf Kultur beruhen. Bouffier (2009) ermittelte Forstakten
über „Das Verhalten fremdländischer Holzarten“, worin von Anbauversuchen unter anderem in der Oberförsterei Rüdesheim berichtet wird. Seibig (nach Hemm & Mühlenhoff 1995) hielt einen
bis 1953 im Reiferts bei Hailer stehenden Baum für urwüchsig. Im Frankfurter Raum, wo der Baum öfters gepflanzt wird, sind keine Verwilderungen bekannt; im Taunus wurde Verwilderung festgestellt
(Scheller & al. 1979). Düll (1961) verzeichnet nur ein Einzelvorkommen im Rheingau, aber als Gebiete mehrerer Fundorte Untermainebene und Odenwald. Angaben über Verwilderungen in der Region
Südwest sind bisher kaum bekannt, M. Peukert beobachtete in Frankfurt am Main 2008 und 2012 spontane Keimungen unter Speierlingsbäumen aus den dort über Winter liegen gebliebenen Früchten. Ein
Aufwachsen von Jungpflanzen wurde bisher noch nicht beobachtet. Feuring (2015) hat alle Angaben zum Vorkommen in Hessen kritisch bewertet. Danach sind alle Vorkommen in Hessen Kulturrelikte, wobei in den Regionen Nordwest und Südwest eine Einbürgerungstendenz besteht.