Epilobium ciliatum Rafin. ‒ Wimper-Weidenröschen
1808, Med. Repos. New York II, 5: 361 (▤)
Die beiden Arten werden gemeinsam behandelt, da sie bisher kaum unterschieden wurden.
Das Drüsige Weidenröschen ist heute in Hessen weit verbreitet und häufig, nach E. angustifolium die häufigste Epilobium-Art. Die Pflanze verfügt über eine bemerkenswerte
Standortamplitude und besiedelt Störstellen, bevorzugt auf bodenfeuchten Standorten, in allen Höhenlagen. Im Landkreis Waldeck-Frankenberg wurde sie auf 91 % der Rasterflächen kartiert
(Becker & al. 1997). Klein & Klein (1985) wiesen sie in der östlichen Wetterau in 50 von 64 Rastern nach. Die Erstfunde erfolgten 1961 (Ludwig 1962). Bereits kurze Zeit später konnte
Ludwig (1963) von Funden im Werragebiet in den Kreisen Witzenhausen und Eschwege (mehrfach), im Kreis Rotenburg, im Kreis Lauterbach (öfters), im Dillkreis sowie im Dreieich-Gebiet
(mehrfach) berichten. 1963 beziehungsweise 1964 fand Korneck (1984) das Drüsige Weidenröschen im Rheingau-Taunus-Kreis bei Dickschied und im Ernstbachtal. Etliche Funde von W. Ludwig
aus der Rhön sowie bei Müs (Landkreis Fulda) meldete A. Großmann (1970). Knapp (1976) nennt jeweils zwei Funde aus dem Wetteraukreis und dem Lahn-Dill-Kreis. Schnedler (1977) konnte
bereits etliche Angaben aus dem Bereich um Gießen melden. Doch muss die Einwanderung deutlich früher erfolgt sein, da die Pflanze zu Anfang der 1960er Jahre in Hessen bereits weit
verbreitet war. Ludwig vermutet eine Einwanderung von Nordwesten her, da A. Schumacher die Pflanze seit 1927 vielerorts im Rheinland gesammelt hatte. Die Kenntnis der neuen Art verbreitete
sich nur langsam in Hessen, sofern man nicht annimmt, dass weite Teile Hessen erst Jahrzehnte nach den Erstnachweisen besiedelt wurden. Der 1990 verstorbene A. Seibig vermerkte keine
Funde aus dem Spessart (nach Hemm & Mühlenhoff 1995). H. Großmann (1976) führte nur zwei Funde für den Rheingau auf.
Die Bearbeitung der Gattung in der Flora Nordica (Snogerup 2010) führte zu einer sich bereits abzeichnenden Neugliederung (Nielsen 1988, Buttler 1989). Während im Heimatgebiet in
Nordamerika das autogame Drüsige Weidenröschen momentan kaum weiter untergliedert wird, erscheint in Skandinavien und offenbar auch in Deutschland eine Gliederung in drei Sippen angezeigt,
wobei Epilobium glandulosum (Früchte dicht drüsig behaart mit wenigen oder keinen anliegenden Haaren, Hochblätter fast so groß wie mittlere Stängelblätter) bisher in Hessen noch
nicht nachgewiesen wurde, aber zu erwarten ist. Die weit überwiegende Zahl der hessischen Belege gehört zu E. adenocaulon. Von E. ciliatum wurden im Senckenberg-Herbarium
wenige Belege gefunden, die aber aus allen hessischen Naturräumen stammen. Auch E. ciliatum ist in Hessen weit verbreitet; die genaue Verbreitung muss aber noch ermittelt werden.
Der älteste Nachweis stammt von 1968, als H. Hupke die Pflanze bei Strebendorf im Vogelsberg sammelte (FR-86534).