Friedrich Ludwig Walther

* 3. Juni 1759 Unterschwaningen
† 30. März 1824 Gießen

von Christian Feuring

Friedrich Ludwig Walther wurde am 3. Juni 1759 in Unterschwaningen, einem Dorf bei Wassertrüdingen, als viertes von sechs Kindern geboren. Sein Vater Johann Erdmann Walther (* 30. April 1725 Mainbernheim, † 11. März 1763 Unterschwaningen) war dort Schlossprediger. Seine Mutter Catharina Renate Georgi (* 11. Oktober 1733 Uffenheim, † 24. März 1762 Unterschwaningen) war eine Tochter des in Uffenheim als Pfarrer tätigen Theologen und bekannten Historikers Jacob Friedrich Georgi (1697‒1762). Seine Geschwister waren Johann Georg Conrad (1756‒1819), Eleonora Heinrica (1756‒1781), Renata Juliana (1758‒1758), Susanna Juliana Renata (1760‒xx) und Johann Friedrich (1762‒1762). Nach dem frühen Tod der Eltern kümmerte sich die verwitwete Großmutter Renate Susanne Georgi (1707‒1772) um die Erziehung des Kindes. Als auch sie verstirbt, kommt Friedrich Ludwig Walther 1773 in die Obhut seines Onkels Johann Christian Buchenröder (1732‒1775?), der in Bundorf in Unterfranken Schlossprediger bei den Freiherren von Truchseß von Wetzhausen ist.

Die Schulausbildung macht Friedrich Ludwig Walther am humanistischen Gymnasium Carolinum in Ansbach. Anschließend studiert er ab 1777 evangelische Theologie an der Universität Erlangen. Zusätzlich findet er großes Interesse an verschiedenen naturwissenschaftlichen Fächern und hört an der Philosophischen Fakultät unter anderem botanische Vorlesungen von Heinrich Friedrich Delius (1720‒1791) und Johann Christian von Schreber (1739‒1810).

Seine erste Anstellung bekommt Walther ab 1781 als Hauslehrer und Theologe bei der Familie von Pö[l]lnitz zunächst am Schloss Heinersgrün im sächsischen Vogtland und ab 1785 in Creglingen an der Tauber. Während dieser Zeit vertieft Walther seine Kenntnisse im naturwissenschaftlichen Bereich und der angewandten Land- und Forstwirtschaft. Auf diesen Gebieten macht er ab 1785 auch erste Veröffentlichungen, unter anderem in Form von Lehr- und Handbüchern. Die Werke finden mit der Zeit größere Beachtung, so dass Walther schließlich die Möglichkeit bekommt, sich an der Ludwigs-Universität Gießen zu habilitieren. Ab Herbst 1788 hält Walther zunächst als Privatdozent, dann als außerordentlicher Professor und ab 1. November 1790 als ordentlicher Professor für Forst- und Landwirtschaft Vorlesungen an der Philosophischen Fakultät in Gießen. Seine Lehrtätigkeit währte dort sehr erfolgreich über 30 Jahre. Von Walther sind zahlreiche Buchpublikationen vor allem im Bereich der Forstwissenschaften (Forstbotanik/Dendrologie, Forstzoologie, Forstbenutzung und Forstgeschichte) erschienen. Er zählt daher allgemein zu den bedeutendsten Forstkameralisten. Sein Lehrstuhlnachfolger war Johann Christian Hundeshagen (1783‒1834), unter dem in Gießen das erste forstwissenschaftliche Universitätsinstitut überhaupt gegründet wurde.

1802 veröffentlicht Friedrich Ludwig Walther seine „Flora von Giessen und der umliegenden Gegend für Anfänger und junge Freunde der Gewächskunde. Nebst einem illuminirten Plan des neuen ökonomisch-botanischen Universitätsgartens in Giessen“. Dabei handelt es sich ‒ soweit bekannt ‒ um seine einzige rein floristische Arbeit. In der Regionalflora beschreibt Walther rund 850 krautige Pflanzenarten, die er über einen Zeitraum von 12 Jahren bei seinen botanischen Exkursionen in der Gegend von Gießen vorgefunden hat [Über die in Gießen vorkommenden Gehölze hatte Walther schon 1793 in seiner „Naturgeschichte der Holzarten“ ausführlich berichtet]. Außerdem enthält die Flora einleitend neben einer pflanzensystematischen Übersicht eine kurze Geschichte der Botanik mit Würdigung bedeutender Botaniker und Floristen sowie ein Verzeichnis ihrer wichtigsten Werke. Walthers Flora hat zudem teilweise den Charakter einer kritischen Flora, da er bei bestimmten Arten auf ungeklärte Sachverhalte beziehungsweise auf abweichende oder widersprüchliche Darstellungen anderer Botaniker sehr genau eingeht. Im Anhang der Flora von Gießen befindet sich ein von Walther 1801 angefertigter Plan für den neuen an den medizinisch-botanischen Universitätsgarten angrenzenden von ihm geleiteten forstbotanischen Garten für Lehrzwecke und als Versuchsgarten zum Anbau einheimischer und fremdländischer Baumarten. Nach seinem Tod am 30. März 1824 errichten Freunde von Friedrich Ludwig Walther 1826 in dem Garten ein Denkmal für ihn, das noch heute dort steht. Der forstbotanische Garten wurde nach Walthers Tod mit dem botanischen Garten zusammengelegt; am Fuße des Schiffenbergs entstand ab 1825 der heutige Forstakademische Forstgarten.

1849 wird Walthers Flora von Gießen von Hermann Hoffmann (1819‒1891), Professor für Botanik an der Universität Gießen, nomenklatorisch überarbeitet, um einige seit 1802 neu gefundene Arten ergänzt und zur Benutzung weiterhin empfohlen. Bei der Bearbeitung stützt sich Hoffmann auch auf das hinterlassene Herbarium von Walther, an dem er bemängelt, dass es leider durchgängig ohne Fundortangaben ist.

Der botanische Autorenname lautet „Walther“.

Der Verbleib seines Herbariums ist unbekannt

Von Walther beschriebene Pflanzen:
Crepis praemorsa (L.) Walther 1802 Fl. Giessen, 584

Das Namensverzeichnis zur Flora der Farn- und Samenpflanzen Hessens (Erste Fassung 1993) von Buttler & Schippmann enthält über 60 Synonyme von Arten, Unterarten oder Taxa niedrigerer Rangstufen, die Walther in seiner Flora von Gießen beschrieben hat.

Publikationen: (Auswahl botanischer/forstbotanischer Werke)
    Walther: Flora Giessen
  • 1789: Vom Anbau der vorzüglichsten inn- und ausländischen Holzarten oder von der Holz-Cultur. ‒ Krieger. 90 Seiten.
  • 1790; 2. Aufl. 1813: Die vorzüglichsten in- und ausländischen Holzarten, nach ihrem verschiedenen Gebrauche in der Hauswirthschaft, Landwirthschaft, bei Gewerben und in Officinen mit ihren deutschen, lateinischen, englischen und französischen Namen, und einer vollständigen Nutzungstabelle und Register. ‒ Johann Andreas Lübeks Erben, Bayreuth. V + 220 + IX Seiten.
  • 1793: Theoretisch-praktisches Handbuch der Naturgeschichte der Holzarten für den Forst- und Landwirth in welchem ausser einer systematischen Eintheilung, vollständigen Anführung der Haupt- und Trivialnamen und genauen Beschreibung, sowohl der inn- als besonders nutzbaren ausländischen Bäume und Sträuche vorzüglich auf deren Benutzung und Cultur Rücksicht genommen worden. ‒ Johann Andreas Lübecks Erben, Bayreuth. XI + 532 + I Seiten.
  • 1800, 1803: Lehrbuch der Forstphysiographie oder Naturbeschreibung derjenigen Thiere, Gewächse, Mineralien, welche Objecte der Jagd- und Forstwissenschaft sind; 3 Bände, 1. Abtheilung Forstzoographie (1800; 2. Aufl. 1816, 1818 und 1820), 2. Abtheilung Dendrographie, hrsg. in 2 Bänden (1803; 2. Aufl. 1813 und 1814). ‒ Neue Gelehrten Buchhandlung, Hadamar. 962 + XIII Seiten.
  • 1802: Flora von Giessen und der umliegenden Gegend ein Handbuch für Anfänger und junge Freunde der Gewächskunde. Nebst einem illuminirten Plan des neuen ökonomisch-botanischen Universitätsgartens in Giessen. ‒ Georg Friedrich Heyer, Giessen und Darmstadt. VIII + 704 + XX Seiten.
  • 1805: Einige Bemerkungen über die wissenschaftliche Eintheilung der Holzarten, nebst XI Tabellen. ‒ Ulm.
Publikationen über Friedrich Ludwig Walther:
  • Heß, Richard 1896: „Walther, Friedrich Ludwig“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 41, 103‒106 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd117131806.html?anchor =adb
  • Stafleu F. A. & R. S. Cowan 1988: Walther, Friedrich Ludwig, in: Taxonomic literature ‒ A selective guide to botanical publications and collections with dates, commentaries and types. 7, W‒Z, 52‒53. ‒ Bohn, Scheltema & Holkema, Utrecht/Antwerpen ‒ Dr. W. Junk, The Hague/Boston.
  • Rozsnyay, Zoltán 1990: „Friedrich Ludwig Walther“, in: Biographien bedeutender hessischer Forstleute, S. 701‒706. ‒ Herausgeber Georg-Ludwig-Hartig-Stiftung, Frankfurt am Main.
Quellen:
Hoffmann, Hermann 1849: Nomenclator zu F. L. Walther's Flora von Giessen. 1802. ‒ Ber. Oberhess. Ges. Natur- Heilk. 2, 50‒84, Giessen.
Hasel, Karl 1985: Forstgeschichte: Ein Grundriß für Studium und Praxis. ‒ Paul Parey, Hamburg und Berlin. 258 Seiten.
Schwarz, Klaus 1988: Der Akademische Forstgarten in Gießen ‒ Ein forstgeschichtliches und forstbotanisches Lehrgebiet. 183 Seiten. ‒ Herausgeber: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ‒ Kreisverband Gießen.
Weimann, Hans-Joachim 1988: 200+10 Jahre Forstwissenschaft an der Universität Gießen, in: Gießener Universitätsblätter 21(2), 79‒88.
Buttler, Karl Peter & Uwe Schippmann 1993: Namensverzeichnis zur Flora der Farn- und Samenpflanzen Hessens (Erste Fassung). ‒ Bot. Natursch. Hessen, Beiheft 6, 1‒476, Frankfurt am Main.
„Walther, Friedrich Ludwig“, in: Hessische Biografie (Stand: 14.3.2013)
The International Plant Names Index; veröffentlicht im Internet unter: http://www.ipni.org
400 Jahre Botanischer Garten der Universität Gießen; veröffentlicht im Internet unter: http://www.uni-giessen.de/cms/ueber-uns/botanischer-garten/geschichte
Kirchenarchiv Uffenheim (Herr Manfred Fischer)
Genealogische Ergänzungen: S. Hodvina

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