Gustav Carl Georg Ludwig Sennholz

* 5. März 1850 Frankfurt am Main
† 24. August 1895 Wien

von Sylvain Hodvina

Gustav Carl Georg Ludwig Sennholz wurde als erstes von drei Kindern des Hofgärtners Carl Christian Andreas Sennholz (* 12. Mai 1816 Wilhelmshöhe, † 15. Mai 1875 Kassel) und dessen Ehefrau Caroline Louise Hartwig (* 20. Mai 1824 Bergheim [Edertal], † 16. Juni 1884 Kassel) am 5. März 1850 in Frankfurt am Main geboren. Seine Geschwister waren Bertha Friederike Henriette (1852‒xxxx) und Louise Adelheid Friederike (1859‒>1902).

Anfang der 1850er Jahre war sein Vater als Hofgärtner des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. von Hessen-Kassel (1802‒1875) für den am Untertor in Frankfurt gelegenen kurfürstlichen Garten zuständig. Mitte der 1850er Jahre wurde er nach Kassel zurückbeordert und bekleidete seit 1864 das Amt als Direktor sämtlicher Hofgärten mit Wohnsitz Karlsaue bei Kassel. Er trat damit die Nachfolge des 1864 pensionierten Hofgärtners Wilhelm Hentze (1793‒1874) an, der seinerseits bei Gustav Sennholz' Großvater, dem Hofgärtner Ludwig Sennholz (1767‒1825) in die Lehre gegangen war.

Gustav Sennholz besuchte bis 1865 die Schule in Kassel und schloß das Gymnasium mit der Secunda ab. Anschließend absolvierte er von 1865 bis 1866 eine Gärtnerlehre in den Anlagen und Gewächshäusern auf der Wilhelmshöhe bei Hofgärtner Franz Vetter (1824‒1896), danach 1867 bis April 1868 eine Gärtnerlehre auf der Wilhelmshöhe in den Baumschulen bei Hofgärtner Johann August Ernst Fuchs (1811‒1888). Hieran schloß sich bis Ende September 1868 eine Tätigkeit als Gartengehilfe im Königlichen Küchengarten in der Karlsaue bei Hofgärtner Carl Heinrich Imgrund (1792‒1881) an.

Von Oktober 1868 bis Oktober 1869 leistete Gustav Sennholz seinen Militärdienst. Danach vervollständigte er seine Ausbildung zunächst ab November 1869 in der Gartenbauschule in Potsdam bei Hofgärtner Johann Heinrich Gustav Meyer (1816‒1877), später bei Hofgärtner Hermann Sello (1800‒1876) in Sanssouci. Während des Deutsch-Französischen Krieges (Juli 1870 bis Mai 1871) wurde er bei Mars-la-Tour (westlich Metz in Lothringen) im August 1870 verwundet, nach seiner Gesundung einem Ersatzbataillon zugeteilt und im September 1871 aus dem Militärdienst entlassen. Von Oktober 1871 bis April 1872 arbeitete er wieder als Gärtnergehilfe in den Parkanlagen der Karlsaue bei Kassel.

Von April 1872 bis Ende März 1874 machte Gustav Sennholz eine weitere Ausbildung als Schüler der Königlichen Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam bei Friedrich Wilhelm Georg Lauche (1827‒1883), die er mit sehr guter Prüfung abschloß. Ab April 1874 fand Gustav Sennholz eine Anstellung als Gärtner bei den Gebrüdern Franz Heinrich Siesmayer (1817‒1900) und Nicolaus Siesmayer (1815‒1898) in Bockenheim westlich Frankfurt am Main, wo er bis zum Herbst 1884 tätig war.

Im Oktober 1884 wurde die Stadtgärtnerstelle in Wien von der dortigen Stadtverwaltung zunächst provisorisch auf zwei Jahre an Gustav Sennholz vergeben, der, nachdem er im Juli 1886 durch Urkunde der Königlichen Regierung in Wiesbaden aus dem deutschen Staatsverband nach Österreich entlassen wurde, auch in Wien naturalisiert (eingebürgert) wurde. In seiner Wiener Zeit war Sennholz für die Gestaltung zahlreicher Parks und Grünanlagen zuständig, für die Planung des Türkenschanzparks wurde er mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet.

Am 4. August 1890 heiratete Gustav Sennholz in Wien die Anna Eleonore Benneder (* 8. März 1868 Meidling b. Wien, † 31. Januar 1953 Wien), Tochter des Fabrikarbeiters Johann Friedrich Benneder (* 1808 Meidling) und der Klara Euphrasina Schwarz (* 1834 Hotzeplotz/Böhmen [heute: Osoblaha]).

Seit Januar 1885 war Gustav Sennholz Mitglied der Kaiserlich-königlichen zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, und seit 1893 korrespondierendes Mitglied der Gartenbau-Gesellschaft in Frankfurt am Main. Als Stadtgärtner von Wien verstarb Gustav Sennholz am 24. August 1895 in Wien an den Folgen einer Malariainfektion, die er sich bei seiner letzten Auslandsreise auf der Insel Cres in Kroatien zugezogen hatte. Beerdigt wurde er am 26. August 1895 auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Handschrift Gustav Sennholz, Beleg aus MB Gustav Sennholz interessierte sich schon früh für die Botanik. Seine intensive Beschäftigung mit der Flora seiner jeweiligen Lebensorte zeigt sich in den zahlreichen Herbarbelegen, von denen die ältesten datierten aus dem Jahre 1864 stammen und in Kassel und Umgebung gesammelt wurden. Auch während seiner Potsdamer und Frankfurter Zeit botanisierte Sennholz eifrig und erwarb sich so ausgezeichnete Kenntnisse der jeweiligen Gegenden. Aus seiner Frankfurter Zeit ist überliefert, dass er botanische Exkursionen anbot, bei denen beispielsweise der Frankfurter Botaniker Martin Dürer (1842‒1921) teilnahm. Ob Sennholz seine floristischen Funde auch in Notizheften festhielt ist nicht bekannt, auch existiert nur eine Publikation, solange er in Deutschland lebte.

Erst nach seiner Übersiedlung nach Wien und seinen auch dort unternommenen zahlreichen Exkursionen und botanischen Urlauben in den österreichischen Ländern (besonders Niederösterreich und Tirol) sowie auf den Balkan und an das Schwarze Meer (zum Beispiel im Sommer 1886 nach Odessa und Podolien) begann er mit botanischen Vorträgen und publizierte zu Besonderheiten der Flora, wobei sein spezielles Interesse den Hybriden galt. Sowohl mit dem botanisierenden Wiener Stadtrat Heinrich Braun (1851‒1920) als auch mit dem Botanikdozenten Richard Wettstein (1863‒1931) veröffentlichte er Beschreibungen neu aufgefundener Hybriden.

Im Besitz des Marburger Herbariums befindet sich heute die Pflanzensammlung von Gustav Sennholz mit mehreren 1000 Belegen, das 1902 als Schenkung durch Sennholz' Schwester Louise (verheiratete Melzner) nach Marburg gelangte. Einzelbelege finden sich außerdem in B, DR, GOET, GZU, HAL, HBG, JE, MSTR, PRC, W, WU. In Wien liegen auch die Typen der von Sennholz beschriebenen Pflanzen. Daneben gibt es in Göttingen den bryologischen Nachlass und in Frankfurt am Main im Herbarium Senckenbergianum (FR) liegt eine Sammlung von Holzquerschnitten aus Niederösterreich.

Das botanische Autorenkürzel lautet „Sennholz“.

Von Sennholz beschriebene Pflanzen:
Adenostyles ×canescens Sennholz ‒ 1889, Oesterr. Botan. Zeit. 39: 332. [alliaeriae × glabra]
Calamintha ×mixta Heinr.Braun & Sennholz ‒ Oesterr. Botan. Zeit. 40: 158. [acinos × alpina]
Carduus ×heteromorphus Sennholz ‒ 1887, Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 37: 71. [arctioides × defloratus]
Carduus ×muellneri Sennholz ‒ 1887, Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 37: 70. [arctioides × personata]
Medicago ×mixta Sennholz ‒ 1888, Sitzungsber. Zoolog. Botan. Ver. Wien 38: 32. [falcata × prostrata]
Orchis ×erdingeri Sennholz ‒ Sitzungsber. Zool.-Botan. Ges. Wien 41: 41. [viridis × sambucina]
Orchis ×influenza Sennholz ‒ 1891, Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 41: 40. [maculata × sambucina]
Orchis ×pentecostalis Wettst. & Sennholz ‒ 1889, Oesterr. Botan. Zeit. 39: 321. [maculata × speciosa]
Orchis ×speciosissima Wettst. & Sennholz ‒ 1889, Oesterr. Botan. Zeit. 39: 319. [sambucina × speciosa]
Symphytum ×wettsteinii Sennholz ‒ 1888, Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 38: 69. [officinale × tuberosum]

Nach Sennholz benannte Pflanzen:
Cirsium ×sennholzii Eichenf. ‒ 1893, Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 43: 53. [heterophyllum × montanum]
×Dactyloglossum sennholzii Peitz ‒ 1972, Jahresber. Naturwiss. Ver. Wuppertal 25: 189. [Coeloglossum viridis × Orchis sambucina]

Publikationen:
  • 1880: Unsere einheimischen Orchideen. In: A. Brennwald (Hrsg.): Sammlung gemeinnütziger Vorträge auf dem Gebiete des Gartenbaues, der Land- und Forstwissenschaft, Serie 1, Heft 4. ‒ Sensenhauser, Berlin. 20 Seiten.
  • mit R. v. Wettstein 1889: Zwei neue hybride Orchideen. ‒ Oesterr. Botan. Zeit. 39(9): 319‒322, Wien.
  • 1889: Adenostyles canescens (A. glabra Vill. × A. Alliariae Gouan). ‒ Oesterr. Botan. Zeit. 39(9): 332‒333, Wien.
  • 1889: Flora von Oesterreich-Ungarn. Neu für Nieder-Oesterreich. Steiermark. ‒ Oesterr. Botan. Zeit. 39(9): 3412, Wien.
  • 1890: Flora von Oesterreich-Ungarn. Tirol. Für das Gebiet neu. ‒ Oesterr. Botan. Zeit. 40(3): 135‒136, Wien.
  • mit H. Braun 1890: Calamintha mixta (C. alpina × Acinos). ‒ Oesterr. Botan. Zeit. 40(3): 158‒160, Wien.
  • 1891: Flora von Oesterreich-Ungarn. Nieder-Oesterreich. ‒ Oesterr. Botan. Zeit. 41(8): 291, Wien.
Referate:
  • 1887: Herr G. Sennholz hielt einen Vortrag über die Flora von Odessa und besprach die Ergebnisse einer von ihm im Sommer des Jahres 1886 dahin unternommenen Reise. ‒ Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 37: 9, Wien.
  • 1887: Herr Stadtgärtner G. Sennholz sprach über Amorphophallus Rivieri und demosntrirte ein blühendes Exemplar desselben. ‒ Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 37: 13, Wien.
  • 1887: Herr G. Sennholz sprach über zwei neue von ihm entdeckte und nachstehend beschrieben Carduus-Hybriden und einige neue Standorte von solchen und einer Cirsium-Hybride. ‒ Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 37: 70‒73, Wien.
  • 1888: Herr G. Sennholz besprach und legte einige von ihm in den letzten Jahren in Niederösterreich neu aufgefundene Pflanzen, resp. solche von neuen Standorten vor. ‒ Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 38: 11‒14, Wien.
  • 1888: Herr G. Sennholz zeigte eine neue Medicago-Hybride vor: Medicago mixta, nova hybrida. ‒ Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 38: 32, Wien.
  • 1888: Herr G. Sennholz demonstrirte eine Reihe seltener, in den Wiener Communalgärten cultivirter und eben blühender Pflanzen. ‒ Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 38: 58, Wien.
  • 1888: Herr G. Sennholz überreichte die Beschreibung einer neuen, von ihm gefundenen Hybride zwischen Symphytum officinale und tuberosum: Symphytum Wettsteinii. ‒ Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 38: 69‒70, Wien.
  • 1891: Herr Gustav Sennholz legte hierauf einige Orchideen-Bastarde aus Niederösterreich vor. (Orchis influenza und Orchis Erdingeri). ‒ Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 41: 40‒41, Wien.
  • 1893: Herr G. Sennholz zeigte hierauf eine Fasciation von Delphinium vor. ‒ Sitzungsber. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 43: 45, Wien.
Publikationen zu Gustav Sennholz:
  • Anonymus 1895: Personal-Nachrichten. Am 27. August [!] starb in Wien der Stadtgärtuer G. Sennholz. Der Verstorbene war auch in floristischer Hinsicht eifrigst und mit Erfolg thätig. ‒ Oesterr. Botan. Zeit. 45(10): 407, Wien.
  • Anonymus 1895: Personalnachrichten. Am 24. August d. J. verschied im 42. [!] Jahre Herr Gustav Sennholz, städtischer Garteninspector in Wien, nach kurzem Leiden, das sich derselbe auf einer Forschungsreise in den Adrialändern zugezogen hatte. Mit ihm verlieren wir einen kenntnissreichen Botaniker und einen sehr tüchtigen Landschaftsgärtner, der jedoch als gebürtiger Ausländer trotz seiner Naturalisirung ungerechte Anfeindungen zu erdulden hatte. ‒ Wiener Illustr. Garten-Zeit. 20(8/9): 373, Wien.
  • Anonymus 1895: Personalnachrichten. Gustav Sennholz, Garteninspektor in Wien, starb daselbst am 27. August [!] im 45. Lebensjahr an Malaria (botanisierte zuletzt auf d. Ins. Veglia, Cherso, Lussia Piccolo, wo er erkrankte). ‒ Allg. Botan. Zeit. 1(10): 200, Karlsruhe.
  • Anonymus 1895: Personalnachrichten. Gestorben: Am 27. August [!] zu Wien der Stadtgärtner G. Sennholz, der auch in floristischer Hinsicht eifrig thätig war. ‒ Botan. Centralbl. 64(43): 143, Cassel.
  • Fritsch C. 1895: Nachruf. ‒ Verhandl. Zoolog.-Botan. Ges. Wien 45: 315‒317. Wien.
  • Magnus P. 1895: G. Sennholz. ‒ Ber. Deutschen Botan. Ges. 13: (55)‒(58), Berlin.
  • Historische Wissensplattform der Stadt Wien [https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gustav_Sennholz].
Quellen:
  • Ludwig W. 1967: Über das Marburger Herbarium. ‒ Hess. Florist. Briefe 16: 13‒16, Darmstadt.
  • Wagenitz G. 1982: Index Collectorum Principalium Herbarii Gottingensis. ‒ Selbstverlag, Göttingen. 214 Seiten. [156].
  • Stafleu F. A. & R. S. Cowan 1985: Taxonomic literature. A selective guide to botanical publications and collections with dates, commentaries and types. V: Sal-Ste. ‒ Bohn, Scheltem & Holkema, Utrecht/Antwerpen. 1066 Seiten. [512].
  • Frahm J.-P. & J. Eggers 1995: Lexikon deutschsprachiger Bryologen. ‒ Norderstedt. 672 Seiten. [491-492].
  • Döring R. 1999: Index Collectorum Herbarii Senckenbergiani (FR). ‒ Courier Forsch.-Inst. Senckenberg 217: 127‒190, Frankfurt a. M. [177].
Handschrift: Gustav Sennholz, Beleg aus MB

© BVNH 29. November 2019