Friedrich Heinrich Schnell

* 30. Dezember 1892 Nieder-Seemen
† 9. September 1972 Schlitz

von Sylvain Hodvina

Friedrich Heinrich Schnell

Friedrich Heinrich Schnell wurde als jüngstes von 6 Kindern des Landwirts Johannes Schnell (* 10. Dezember 1846 Nieder-Seemen, † 9. Dezember 1915 Nieder-Seemen) und dessen Ehefrau Margaretha Schultheis (* 20. April 1854 Nieder-Seemen, † 21. November 1921 Nieder-Seemen) am 30. Dezember 1892 in Nieder-Seemen geboren. Seine Geschwister waren Karl (1874‒1956), Johannes (1876‒1961), Maria (1879‒1880), Maria (1881‒1903) und Heinrich (1887‒1887.

Über seine Jugend und Schulausbildung ist nichts bekannt. Er besuchte das Lehrerseminar in Friedberg, wo er auch seine spätere Ehefrau kennenlernte, die ebenfalls zur Lehrerin ausgebildet wurde.

Am 2. Juli 1916 heiratete Friedrich Heinrich Schnell in Nieder-Seemen die Elisabetha Maria Hirschmann (* 18. März 1890 Sprendlingen/Rheinhessen, † 23. August 1977 Schlitz), Tochter des Kaufmanns Karl Philipp Hirschmann (* 24. November 1854 Sprendlingen, † 15. November 1937 Sprendlingen) und der Katharina Schmitt (* 7. Mai 1864 Sprendlingen, † 6. September 1945 Sprendlingen). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Karl (1916‒2008), Manfred (1920) und Erika (1924).

Nach Abschluß des Lehrerseminars in Friedberg, das einen Schulgarten besaß und zu dessen Unterricht auch Exkursionen und Lehrwanderungen gehörten, wurde er 1917 Lehrer der einklassigen Landschule in Wernges, wo er bis Herbst 1950 unterrichtete.

Angeregt durch einen 1929 erschienenen Artikel von Ludwig Spilger (1881‒1941) über eine frühe Flora des Lauterbacher Gebietes, in der sein Wohnort Wernges auch bei zwei Pflanzen als Fundort erwähnt wurde, beschäftigte sich Friedrich Heinrich Schnell in der Folgezeit intensiv mit der Pflanzenwelt seiner Heimat und konnte so in den folgenden Jahren die Kenntnis über die Flora des nördlichen Vogelsberges deutlich erweitern. Es gelang ihm mehr als 700 Gefäßpflanzen in der Lauterbacher Gegend festzustellen. Die Ergebnisse präsentierte er in der 1936 fertiggestellten (aber wegen Geldmangels erst 1939 erschienenen) Arbeit über „Die Pflanzenwelt der Umgebung von Lauterbach (Hessen)“. Bemerkenswert an dieser Arbeit sind die zahlreichen Vegetationsaufnahmen, die überwiegend genaue Fundortangaben enthalten und bei deren tabellarischer Zusammenstellung Schnell Hilfe durch Reinhold Tüxen (1899‒1980) erfuhr, dem Begründer der modernen Pflanzensoziologie in Deutschland. Die Moose bestimmte ihm der Frankfurter Botaniker Otto Burck (1873‒1966).

Von November 1950 bis zu seiner Pensionierung Ende März 1958 war Friedrich Heinrich Schnell als Lehrer in Schlitz beschäftigt, wo er auch seinen Ruhestand verbrachte.

Nach dem 2. Weltkrieg beschäftigte sich Friedrich Heinrich Schnell offenbar nur noch mit Moosen, und legte in den Jahren 1945 bis 1962 ein kleineres Moosherbarium an mit Moosen aus den Schlitzer Wald. Ein weiteres, umfangreicheres Moosherbar, das einen größeren Landschaftsausschnitt abdeckte, wie auch seine floristische Fundortkartei wurden 1972 dem Verein für Naturkunde in Osthessen (Fulda) vermacht. Dafür wurde er im gleichen Jahr mit dem Moritz-Goldschmidt-Preis des Vereins für Naturkunde in Osthessen geehrt.

Friedrich Heinrich Schnell starb am 9. September 1972 in Schlitz.

Phanerogamen-Herbarbelege von Friedrich Heinrich Schnell liegen in DANV und FR. Die Frankfurter Belege sind eine Dauerleihgabe des Hohhaus-Museums Lauterbach und wurden von Jakob Karl Maurer (1890‒1975), seit 1934 Leiter des Hohaus-Museums und seit 1936 Stadtarchivar in Lauterbach, aquiriert und neu etikettiert. Andere Belege gelangten über Helmut Klein (1912‒1957), seit Juni 1946 Lehrer in Nösberts-Weidmoos und mit der Erarbeitung einer hessischen Flora befaßt, in das Darmstädter Herbar, ebenfalls neu etikettiert.
Weiterhin gibt es ein Moosherbar in FULD. Das vom Oberforstmeister Heinrich Gothe (1911‒1995) bearbeitete Moos-Herbar aus dem Hohhaus-Museum liegt seit April 2016 ebenfalls als Dauerleihgabe im Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M. (FR)

Von Schnell beschriebene Pflanzen:


Nach Schnell benannte Pflanzen:


Publikationen:
Schnell: Pflanzenwelt Umgebung Lauterbach
  • 1931: Die Arnika. ‒ Heimatbl. Kreis Lauterbach 1(26), Lauterbach.
  • 1931: Der Seidelbast oder Kellerhals. ‒ Heimatbl. Kreis Lauterbach 1(45), Lauterbach.
  • 1931: Der Sturm- oder Eisenhut. ‒ Heimatbl. Kreis Lauterbach 1(xx), Lauterbach.
  • 1931: Der Wachholder. ‒ Heimatbl. Kreis Lauterbach 1(xx), Lauterbach.
  • 1932: Der Bärlapp. ‒ Lauterbacher Anzeiger 99(12), Lauterbach.
  • 1932: Der Holunder. ‒ Lauterbacher Anzeiger 99(18), Lauterbach.
  • 1932: Naturschutz im Kreise Lauterbach. ‒ Lauterbacher Anzeiger 99(xx) 12. 3. 1932, Lauterbach.
  • 1932: Schutz der Trollblume. ‒ Lauterbacher Anzeiger 99(xx) 28. 5. 1932, Lauterbach.
  • 1932: Der Sonnentau. ‒ Lauterbacher Anzeiger 99(165), Lauterbach.
  • 1932: Die Wegwarte. ‒ Lauterbacher Anzeiger 99(200), Lauterbach.
  • 1932: Der Enzian. ‒ Lauterbacher Anzeiger 99(231), Lauterbach.
  • 1932: Über die Ausführungsbestimmungen zum hess. Naturschutzgesetz. ‒ Lauterbacher Anzeiger 99(xx) 30. 8. 1932, Lauterbach.
  • 1933: Unsre Knabenkräuter. ‒ Lauterbacher Anzeiger 100(xx), Lauterbach.
  • 1934: Mitten im kalten Winter. ‒ Lauterbacher Anzeiger 101(xx) 28. 12. 1934, Lauterbach.
  • 1935: Die Muschelkalktriften. ‒ Heimatbl. Kreis Lauterbach 5(47), Lauterbach.
  • 1935: Über das Vorkommen der Arnika im Schlitzer Land. ‒ Ber. Oberhess. Ges. Natur- Heilk. N. F. 16, 133‒136, Gießen.
  • 1936: Der Türkenbund und seine Sippschaft. ‒ Lauterbacher Anzeiger 103(7), Lauterbach.
  • 1936: Das Tausendgüldenkraut. ‒ Lautbacher Anzeiger 103(xx) 9. 7. 1936, Lauterbach.
  • 1937: Streifzüge durch die Pflanzenwelt der Lauterbacher Gegend. Das große Schneeglöckchen oder die Frühlingsknotenblume. ‒ Lauterbacher Anzeiger 104(xx) 2. 4. 1937, Lauterbach.
  • 1939: Die Pflanzenwelt der Umgebung von Lauterbach (Hessen). ‒ Repert. Spec. Nov. Regni Veg. Beihefte 112, Dahlem bei Berlin. VIII + 106 Seiten, 8 Tafeln.
unveröffentlicht:
  • 1931‒1967: Floristische Fundortkartei. ‒ Sammlung des Vereins für Naturkunde in Osthessen in Fulda.
Publikationen über Friedrich Heinrich Schnell:
  • Gothe H. 1981: Ein Moosherbarium aus dem Schlitzer Wald, gesammelt und bestimmt von Friedrich Schnell in den Jahren 1945‒1962. ‒ Beitr. Naturk. Osthessen 17, 11‒17, Fulda.
  • Helfenstein K.-A. 2016: Unterricht zum Anfassen und Erleben. ‒ Lauterbacher Anzeiger 212 vom 10. 9. 2016, Lauterbach.

Quellen:
Bildnis: Hermann Euler (Wernges)
Datensammlung Sylvain Hodvina

© BVNH 8. November 2016