He[i]nrich August Meinhard

* 13. April 1776 Dillenburg
† 7. Juni 1858 Dillenburg

von Sylvain Hodvina

Henrich August Meinhard wurde am 13. April 1776 in Dillenburg geboren. Er war das achte von neun Kindern des in der Nassau-Oranischen Landesregierung als Kanzleisekretär tätigen Johann Henrich Meinhard (* 21. Juli 1729 Siegen, † 23. November 1800 Dillenburg) und der Augusta Elisabetha Johannetta Becker (* 18. März 1740 Dillenburg, † 3. August 1810 Dillenburg). Seine Geschwister waren 1765 Anna Christiana (1765‒1765), 1767 Carolina Johannetta Jacobina (1767‒1767), 1768 Christiana Carolina (1768‒1768), 1770 Carl Christian (1770‒1770), 1771 Theodor August (1771‒1856), 1773 Caroline Henriette (1773‒1773), 1774 Wilhelmine Friederike (1774‒1774) und 1778 Catharina Elisabeth (1778‒1789).

Die schulische Ausbildung erfolgte auf dem Pädagogium Dillenburg, dem bis 1791 Georg Wilhelm Lorsbach (1752‒1816) als Rektor vorstand. 1793 begann Henrich August Meinhard sein Jura-Studium zunächst in Herborn, setzt es ab April 1795 in Marburg und ab April 1796 in Jena fort.

Nach seiner Rückkehr nach Dillenburg arbeitete er zunächst ab Juli 1798 als Advokat. Im Oktober 1802 trat er eine Stelle als Adjunkt (Beamtengehilfe) des Justiz-Kanzleiregistrators Friedrich Christian Kesselring (1733‒1805) an, mit dem Nachfolgerecht. Ab Januar 1804 war er dann wirklicher Registrator bei der Justizkanzlei. 1818 erhielt er den Titel Hofrat und verwaltete als Landoberschultheiß (Notar) die freiwillige Gerichtsbarkeit und führte die Aufsicht über die einzelnen Ortsschultheißen des Amtes Dillenburg. Im Januar 1832 erfolgte auf eigenen Wunsch die Pension. Henrich August Meinhard starb am 7. Juni 1858 in Dillenburg und wurde am 10. Juni begraben.

Handschrift Henrich August Meinhard Meinhard beschäftigte sich offenbar schon früh mit der Botanik und hatte für die engere Heimat gleich zwei Floren zur Hand, zum einen die 1775 postum erschienene „Flora Herbornensis“ von Johann Daniel Leers (1727‒1774) und das 1777 erschienene „Verzeichniß und Beschreibung der sämtlichen in den Fürstlich Oranien-Nassauischen Landen wildwachsenden Gewächse“ von Catharina Helena Dörrien (1717‒1795). Auf zahlreichen Exkursionen durchstreifte er die Umgebung von Dillenburg, zum Teil auch in Begleitung des Botanikers Georg Friedrich Wilhelm Meyer (1782‒1856), der nach seinem Aufenthalt in Dillenburg 1804 und 1805 ein „Supplementum florae herbornensis“ (Manuskript, 1806) verfaßte mit 150 nicht bei Leers enthaltenen Arten.

Auch Meinhard stellte die Besonderheiten seiner botanischen Exkursionen in einem „Spicilegium Florae Nassavicae“ zusammen (Manuskript, 1809), wobei er neben Höheren Pflanzen auch Moose und Flechten berücksichtigte. Dieses Manuskript schenkte er 1809 der Wetterauischen Gesellschaft für die Gesamte Naturkunde in Hanau, der er kurz nach deren Gründung schon 1809 als korrespondierendes Mitglied angehörte. Aus dieser Zeit stammen auch seine einzigen Publikationen.

Zwar publizirte Henrich August Meinhard später nichts mehr, stellte jedoch seine Funde anderen Schriftstellern zur Verfügung. So wird er bei Carl Friedrich Ferdinand Genth (1810‒1837) in dessen „Cryptogamenflora des Herzogthum Nassau“ (1836) als Sammler von Farnen, Moosen und Flechten erwähnt und bei Johann Daniel Wilhelm Bayrhoffer (1793‒1868) in dessen „Uebersicht der Moose, Lebermoose und Flechten des Taunus“ (1849) als Sammler von Moosen und Flechten.

Georg Christian Franz Rudio (1813‒1877) nennt in seiner „Uebersicht der Phanerogamen und Gefäßcryptogamen von Nassau“ (1851) ein (heute verschollenes) Manuskript Meinhards, das die Ergebnisse 30jähriger Erforschung der Pflanzenwelt der Ämter Dillenburg und Herborn enthielt, mit kritischen Amerkungen zu Veränderungen der Standorte seit Leers und Dörrien. Daraus stammen etwa 225 Angaben zu Standorten in Rudios Übersicht. Vom Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau wurde Henrich August Meinhard im August 1852 zum Ehrenmitglied ernannt.

Herbarbelege von Henrich August Meinhard, die dieser mit seinem „Spicilegium“ an die Wetterauische Gesellschaft für die Gesamte Naturkunde in Hanau geschickt hatte, wurden im Dezember 1944 bei Bombenangriffen der englischen Luftwaffe völlig vernichtet. Im Herbarium des Museums Wiesbaden (WIES) liegen knapp 100 Belege von Meinhard, jedoch nicht mit den Originalscheden, sondern im ältesten nassauischen Herbar in der Handschrift von Friedrich Albert Pompejus von Arnoldi (1787‒1839) und im zweiten nassauischen Herbar in der Handschrift von Franz Rudio.

Von Meinhard beschriebene Pflanzen:

Das Kürzel „Meinh.“ gehört zu Uta Meinhardt.

Nach Meinhard benannte Pflanzen:


Spicilegium Publikationen:
  • 1809: Spicilegium Florae Nassavicae. ‒ Manuskript, Dillenburg. [4] + 104 + [1] Seiten.
  • 1809: Korrespondenz-Nachrichten [Papaver somniferum]. ‒ Ann. Wetterau. Ges. Gesammte Naturk. 1(2): 327‒329, Frankfurt am Main.
  • 1814: Korrespondenz-Nachrichten [Sedum Telephium]. ‒ Ann. Wetterau. Ges. Gesammte Naturk. 3(2): 274‒276, Hanau.
Quellen:
  • Genth C. F. F. 1836: Cryptogamenflora des Herzogthum Nassau und der obern, so wie untern Rheingegenden von Speier bis Cöln. ‒ Florian Kupferberg, Mainz. XII + 436 Seiten.
  • Hübener J. W. P. 1839: Beiträge zur Geschichte und Literatur der Botanik. ‒ Flora 22.2(31): 484‒488, Regensburg. [486]
  • Bayrhoffer J. D. W. 1849: Uebersicht der Moose, Lebermoose und Flechten des Taunus. ‒ Kreidel, Wiesbaden. [2] + 101 + XIV Seiten. [auch 1849: Jahrb. Ver. Naturk. Herzogthum Nassau 5, Wiesbaden.]
  • Meyer G. F. W. 1849: Flora Hanovernana excursoria enthaltend die Beschreibungen der phanerogamischen Gewächse Norddeutschlands in den Flussgebieten der Ems, Weser und Unterelbe geordnet nach natürlichen Familien. ‒ Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen. XLVIII + 686 Seiten. [952].
  • Rudio F. 1851: Uebersicht der Phanerogamen und Gefäßcryptogamen von Nassau. ‒ Jahrb. Ver. Naturk. Herzogthum Nassau 7(1): I‒VI, 1‒135, I‒VI, 1 Tafel, Wiesbaden.
  • Renkhoff O. 1992: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. ‒ Histor. Kommission Nassau 39, Wiesbaden. VIII + 1066 Seiten. [505].
Handschrift: Henrich August Meinhard

© BVNH 20. Februar 2020