Johann Wilhelm Jung

* 12. April 1799 Hadamar
† 30. April 1865 Eibingen

von Sylvain Hodvina

Johann Wilhelm Jung wurde als 1. von 6 Kindern des Schneidermeisters und Sendschöffen [Pfarrgemeinderat] Joseph Jung (* 24. April 1775 Hadamar, † 13. April 1814 Hadamar) und dessen Ehefrau Elisabetha Küster (* 5. November 1763 Hadamar, † 30. August 1811 Hadamar) am 12. April 1799 in Hadamar geboren. Nach dem Tode seiner Ehefrau heiratete Joseph Jung die Margaretha Uebel (* 5. Juni 1777 Weyer [Villmar], † 26. Oktober 1842 Hadamar). Seine Geschwister waren Franz Anton Joseph (1801‒1801), Jakob (1802‒1810), Anna Margaretha (1805‒1806), Johannes (1808‒18xx) und Johann Josef (1813‒1870).

Über die Jugend und Schulausbildung Wilhelm Jungs, der mit 15 Jahren beide Eltern verloren hatte und mit seinen jüngeren Geschwistern bei der Stiefmutter lebte, ist nichts bekannt. Vermutlich erhielt er seine Apothekerausbildung in Hadamar bei Franz Christian Nikolaus Hergt (1760‒1838), dem er seine Flora „als seinem verehrungswürdigen Lehrer ... als schwachen Beweis seiner Hochachtung und Dankbarkeit“ widmet. Im Jahre 1828 wird er Provisor in der Apotheke in Hochheim, die er bis 1835 zugunsten der Witwe des 1826 verstorbenen Apothekers Wilhelm Schwärzel verwaltet.

Am 20. September 1835 heiratet Wilhelm Jung in Hochheim die Klara Schwärzel (* 10. Februar 1807 Hochheim, † 1. Mai 1840 Hochheim), eine Tochter des verstorbenen Apothekers Wilhelm Schwärzel († 1826) und der Henriette Haas. Durch Vertrag mit der Schwiegermutter wird Wilhelm Jung zum Besitzer der Amts-Apotheke und übernimmt auch das Amt als Postexpeditor (bis 1838). Die kurze Ehe bleibt kinderlos.

Am 20. April 1841 heiratet Wilhelm Jung erneut: in Eibingen [bei Rüdesheim] die Maria Franziska Sahl (* 25. Februar 1819 Eibingen, † 18xx), Tochter des Schultheis und Gastwirts Johannes Michael Sahl aus Eibingen (1780‒1856) und der Theresia Schiff (1789‒1871). Aus dieser Ehe gehen 4 Kinder hervor: Theresia Carolina Magdalena (1842‒xxxx), Francisca Catharina (1884‒1844), Elisabetha (1845‒xxxx) und Carl Michael (1847‒1918).

1846 erfolgt die Ernennung zum Medizinalrath. Seit 1848 ist Wilhelm Jung zudem Direktoriumsmitglied für Nassau im Deutschen Apotheker-Verein. Am 30. April 1865 stirbt er in Eibingen. Seine Apotheke in Hochheim verwaltet danach Hugo Franz Heinrich Ulrich (1834‒1902), der diese auch 1866 erwirbt und 1867 Jungs Tochter Elisabeth heiratet.

Handschrift Wilhelm Jung, Brief in WIES Wie die Publikationsliste Wilhelm Jungs zeigt, galt sein vorwiegendes Interesse der Chemie. Weder vor noch nach der Publikation seiner „Flora des Herzogthums Nassau“ sind botanische Arbeiten bekannt geworden, noch finden sich irgendwelche Herbarbelege in WIES. Die Rezensionen zu seiner Flora waren durchweg negativ und warfen Jung Unkenntnis und Dilettantismus vor.

Das botanische Autorenkürzel lautet „W. Jung“.

Herbarbelege sind nicht bekannt.

Von Jung beschriebene Pflanzen:


Nach Jung benannte Pflanzen:


Publikationen:
    Jung: Flora Nassau
  • 1825: Ueber den Liquor ammonii acetici. ‒ Neues Journal Pharm. [Trommsdorff] 11(2), 200‒203, Leipzig. [Jung von Hadamar]
  • 1831: Ueber die Bereitung des milden Quecksilbersublimats. ‒ Neues Journal Pharm. [Trommsdorf] 22(1), 59‒66, Leipzig.
  • 1831: Chemische Analyse des Weilbacher Mineralwassers. ‒ Mag. Pharm. [Geiger] 9, 253‒267, Heidelberg.
  • 1832: Flora des Herzogthums Nassau, oder Verzeichniß der in dem Herzogthum Nassau wildwachsenden Gewächse, zugleich ein Leitfaden beim Unterricht auf Gymnasien und Pädagogien. ‒ L. E. Lanz, Hadamar & Weilburg. XXIV + 524 Seiten.
  • 1832: Ueber das Emplastrum fuscum s. matris. ‒ Neues Journal Pharm. [Trommsdorff] 24(2), 130‒133, Leipzig.
  • 1832: Chemische Analyse des Mineralwassers bey Lindenholzhausen im Amte Limburg (Nassau). ‒ Neues Journal Pharm. [Trommsdorff] 25(1), 239‒260, Leipzig.
  • 1832: Chemische Analyse des Sauerbrunnen und der Salzquelle zu Cronenberg. ‒ Ann. Pharm. 2(3), 317‒338, Lemgo & Heidelberg.
  • 1835: Chemische Analyse der Mineralquellen zu Neuenhain im Herzoglich Nassauischen Amte Königstein. ‒ Journal Prakt. Chemie [Erdmann & Schweigger-Seidel] 4, 89‒105, Leipzig.
  • 1839: VI. Beiträge zur chemischen Analyse der Mineralquellen. I Analyse des Kochbrunnens zu Wiesbaden 275‒ 290; II Chemische Analyse des Sinters aus der Krähnchenquelle zu Ems 291‒295; III Chemische Analyse einer organischen Substanz, die in einem Thermalwasser-Reservoir des Badehauses zum Schützenhofe in Wiesbaden gefunden worden ist 296‒299; IV Chemische Analyse der Salzquelle No. 2 zu Soden 299‒309. In: Franque: Die Kurorte des Herzogthums Nassau im Jahre 1838. ‒ Jahrb. Deutschl. Heilquellen Seebäder 4, 175‒324, Berlin.
  • 1840: Neue Analysen der Thermalquellen in Ems. In: Franque: Die Kurorte des Herzogthums Nassau im Jahre 1839. ‒ Sonderdruck Jahrb. Deutschl. Heilquellen Seebäder 1840, 212-258, Berlin.
  • 1841: Neue Analysen der Thermalquellen in Ems. ‒ Jahrbücher Deutschl. Heilquellen und Seebäder 5, 212‒258, Berlin.
  • 1843: Chemische Analyse der Mineralquellen zu Assmannshausen. ‒ Jahrb. Prakt. Pharm. Verwandte Fächer 6(2), 209‒222, Landau.
  • 1843: Beiträge zur chemischen Analyse der Mineralquellen. ‒ Medicin. Jahrb. Herzogthum Nassau 2, 249‒384, Wiesbaden.
  • 1845: Eine Vergiftung mit Phosphor und die Ausmittelung derselben auf chemischem Wege. ‒ Medicin. Jahrb. für das Herzogthum Nassau 3, 159, Wiesbaden.
Publikationen über Wilhelm Jung:
  • [Trommsdorf J. B.] 1831: III. Vermischte Nachrichten. 3. Flora des Herzogthums Nassau [Herr W. Jung, der schon seit 10 Jahren an den Materialien zu einer vollständigen Flora von Nassau, an welcher es bis jetzt noch fehlte, gesammelt und keine Mühen und Kosten gespart hat, dieselbe möglichst vollständig und genau zu liefern, hat sich nun zur Herausgabe derselben entschlossen. Sie wird in der neuen Gelehrten Buchhandlung zu Hadamar erscheinen. Man subscribirt darauf mit 3 fl. rhein. oder 2 Thl. sächs. Das ganze Werk wird in 2 Abtheil. von 36-40 Bogen im 8=Format erscheinen]. ‒ Neues Journal Pharm. [Trommsdorff] 22(1), 304, Leipzig.
  • Hinrichs J. C. 1832: Jung, W., Flora des Herzogthums Nassau, oder Verzeichniß der in dem Herzogthum Nassau wildwachsenden Gewächse, zugleich ein Leitfaden beim Unterricht auf Gymnasien u. Pädagogien. gr. 8. (35 B) Hadamar u. Weilburg, Lanz. 2 thlr 8 gr; 2 thlr 10 sgr. ‒ Verzeichnis der Bücher, Landkarten etc. welche vom Januar bis Juny 1832 neu erschienen oder neu aufgelegt worden sind 68, 108, J. C. Hinrichs, Leipzig.
  • Anonymus 1832: Naturgeschichte. Hadamar u. Weilburg, b. Lanz: Flora des Herzogthums Nassau, oder Verzeichnis der im Herzogthum Nassau wildwachsenden Gewächse, zugleich ein Leitfaden beym Unterricht auf Gymnasien und Pädagogien. Von W. Jung, 1832. XXIV u. 524 S. gr.8. (2 Rhtlr. 8 gGr.) ‒ Ergänzungsbl. 107 Allg. Literatur-Zeit. 4, [um 20.] November 1832, Spalten 855‒856, Halle & Leipzig. [Besprechung]
  • Anonymus [Schlechtendal D. F. L. v.] 1832: Flora des Herzogthums Nassau, oder Verzeichnis der in dem Herzogthum Nassau wild wachsenden Gewächse, zugleich ein Leitfaden beim Unterricht auf Gymnasien und Pädagogien. Von W. Jung. Hadamar und Weilburg, 1832. 8vo. XXIV u. 524 S. ‒ Litteratur-Bericht zur Linnaea [7] für das Jahr 1832, 79‒80, Berlin. [Besprechung]
  • F[reseniu]s [G.] 1833: Hadamar und Weilburg, Druck und Verlag von L. E. Lenz, 1832. Flora des Herzogthums Nassau, oder Verzeichniss der in dem Herzogthum Nassau wildwachsenden Gewächse, zugleich ein Leitfaden beim Unterricht auf Gymnasien und Pädagogien, von W. Jung. XXIV und 524 Seiten in 8. ‒ Literaturberichte zur Flora 3(2), 23‒27, Regensburg. [Besprechung; 7. März 1833]
Quellen: Hein [W.-H.] 1997: Jung, Johann Wilhelm. In: Hein W.-H. & H.-D. Schwarz: Deutsche Apotheker-Biographie Ergänzungsband II. ‒ Veröff. Int. Ges. Gesch. Pharm. Neue Folge 60, 157‒158, Stuttgart.
Stafleu F. A. & R. S. Cowan 1979: Jung, W. In: Taxonomic literature. A selective guide to botanical publications and collections with dates, commentaries and types 2:: H‒Le, Ed. 2., 469‒470. ‒ Bohn, Scheltema & Holkema, Utrecht; dr. W. Junk, The Hague [Regnum Vegetabile 98]. XVIII + 991 Seiten. [Anmerkung: Der Hinweis auf biographische Angaben zu W. Jung in Prahl P. 1890: Krit. Fl. Schleswig-Holstein 2, 27‒28 ist falsch.]

Handschrift: Johann Wilhelm Jung, Brief in WIES

© BVNH 31. Aug. 2012