Georg Friedrich Martin Gravelius

* 17. August 1808 Gießen
† 17. August 1883 Darmstadt

von Georg Wittenberger

Georg Gravelius

Georg Friedrich Martin Gravelius wurde als 4. von 5 Kindern des Lehrers an der Stadtschule und Postmeisters Philipp Ludwig Gravelius (* 9. Dezember 1772 Gießen, † 17. August 1838 Butzbach) und dessen Ehefrau Dorothea Karolina Bauer (* 30. Juni 1772 Hersfeld, † 2. Dezember 1822 Gießen) am 17. August 1808 in Gießen geboren. Seine Geschwister waren Jacob Carl Wilhelm Heinrich (1802‒1871), Ernst Carl Ludwig (1804‒1805), Johann Georg Emil Theodor Eduard Gottlieb (1807‒1840) und Johanne Sophie Henriette (1811‒18xx).

Über die Jugend- und Schulzeit in Gießen ist nichts bekannt, ebenso unbekannt ist bisher, wo Georg Gravelius seine Apothekerlehre absolvierte. 1837 ist er in Gießen als Student eingeschrieben und besteht die Prüfung am Medicinal-Colleg mit "Gut". Über anschließende Gehilfenjahre fehlen Informationen. 1840 kauft Georg Gravelius die Apotheke in Babenhausen (Schlossgasse 16) vom Vorbesitzer Schöller und erhält am 28. Dezember 1840 das Bürgeraufnahme-Zeugnis, in dem ihm bestätigt wird, seit dem 10. November 1840 Bürger der Gemeinde Babenhausen zu sein. Aber erst nachdem er die Restschuld des Kaufpreises im Jahre 1846 gezahlt hatte, erhielt er die endgültige Apothekerkonzession. Seit 20. Juli 1841 besaß er auch die Postkonzession und übte das Amt des Postexpeditors bis zum 4. November 1859 aus, als er auf sein Nachsuchen entlassen wurde.

Am 14. Januar 1841 heiratet Georg Gravelius in Darmstadt die Adelheid Sophie Pracht (* 25. Januar 1816 Darmstadt, † 28. Mai 1891 Obernburg), Tochter des Silberschmiedes Johannes Pracht (* 18. April 1770 Gießen, † 4. März 1831 Darmstadt) und der Louisa Caroline Sophie Rosenstiel (* 27. Mai 1786 Buchsweiler [Elsaß], † 21. September 1860 Babenhausen). Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor: Caroline Sophie Charlotte (1841‒>1896), Anna Maria Karoline (1843‒1844), Charlotte Louise Adelheid (1845‒1853) und Emil Karl Wilhelm (1854‒1911).

1864 wird Georg Gravelius kränklich und muß sich in der Apotheke von seinem Gehilfen Ferdinand Dieffenbach vertreten lassen. 1866 verkauft er die Apotheke an Gustav Hess aus Gießen und zieht mit seiner Familie nach Darmstadt. Dort arbeitet er als Apotheker in der Engel-Apotheke am Markt (im Besitz des Georg Franz Merck), vermutlich bis 1873. Auch über seine letzten Lebensjahre im Ruhestand ist nichts bekannt. Georg Gravelius stirbt am 17. August 1883 in Darmstadt, seinem 75. Geburtstag, und wird am 19. August 1883 begraben.

Handschrift Georg Gravelius, Beleg aus WIES Das botanische Interesse Georg Gravelius beschränkte sich nicht auf das für Apotheker übliche Anlegen eines Herbars zum Nachweis der Pflanzenkenntnis, sondern er nahm auch am Botanischen Tauschverein teil (gegründet 1832 von Johannes Becker, Frankfurt, A. Schmidt, Erfurt und Hermann Trommsdorff, seinerzeit Darmstadt). Auch versuchte er ab Ende der 1830er Jahre mit dem Verkauf von Pflanzensammlungen Geld zu verdienen, doch mußte er dieses Geschäft nach wenigen Jahren mangels Nachfrage wieder aufgeben. In den 1840er Jahren wirkte er aktiv an der Gründung des „Naturhistorischen Vereins für das Großherzogthum Hessen und Umgebung“ mit, an dessen Gründungsversammlung er am 17. Februar 1845 in Darmstadt teilnahm. Auf dieser Versammlung wurde die Einrichtung mehrerer Sektionen beschlossen und Georg Gravelius gehörte mit dem Apotheker Carl Bernhard Lehmann (Offenbach), Professor Martin Balduin Kittel (Aschaffenburg), Professor Carl Heyer (Gießen) sowie dem Garteninspector Georg Friedrich Schnittspahn (Darmstadt) zu den fünf gewählten Mitgliedern der botanischen Section.

Die Bekanntschaft mit Georg Friedrich Schnittspahn bestand aber schon länger, denn in der 1839 von Schnittspahn publizierten „Flora der Gefässe-Pflanzen des Grossherzogthums Hessen“ heißt es in dem Vorwort auf Seite IV „Zu besonderem Dank fühle ich mich noch gegen diejenigen Männer verpflichtet, deren gefälligen Mittheilungen ich Vieles verdanke und nenne vor Alllen den Apotheker Gravelius in Babenhausen“. Die Fundorte, zu denen Georg Gravelius Angaben macht, reichen von Gießen und Butzbach über seinen Wohnort Babenhausen und in dessen Umgebung Harreshausen bis nach Hirschhorn am Neckar. Vor allem in der Babenhäuser Gegend gelingen ihm einige bemerkenswerte Nachweise, etwa Dictamnus albus oder Corrigiola litoralis. Aber auch den Verfassern der „Excursions-Flora der Blüthen- und höheren Sporenpflanzen mit besonderer Berücksichtigung des Grossherzogthums Hessen und der angrenzenden Gebiete“, Ludwig Dosch und Julius Scriba, ließ Georg Gravelius Mitteilungen über Pflanzenstandorte zukommen, wie aus der Übersicht der unterstützenden Personen auf Seite V („Gravelius, Apotheker zu Darmstadt“) der 2. Auflage von 1878 hervorgeht.

Von Georg Gravelius sind keine botanischen Publikationen bekannt. Vom botanischen Nachlass sind nur Bruchteile erhalten, etwa einige Bücher. Alles andere verbrannte während des 2. Weltkriegs in Schlesien, wo die älteste der beiden Töchter seines Sohnes Emil lebte.

Herbarbelege befinden sich in: FR, JE, M, MB, WIES.

Von Gravelius beschriebene Pflanzen:


Nach Gravelius benannte Pflanzen:


Publikationen:
  • Verkaufsanzeige von getrockneten officinellen Pflanzen. Der Pharmaceut G. Gravelius in Darmstadt verkauft alle in Deutschland sowohl wildwachsenden, als auch die im Freien cultivirten officinellen und die mit denselben häufig verwechselt werdenden Pflanzen in sorgfältig getrockneten Exemplaren. Der Preis der ganzen Sammlung, welche aus 350 Species besteht, ist 18 fl. Rhein. oder 10 Thlr. 9 Sgr. Preuss. Bei Abnahme von kleineren Parthien nach Auswahl kosten 100 Stück 7 fl. oder 4 Thlr.; 50 Stück 4 1/2 fl. oder 2 Thlr. 17 Sgr.; 25 Stück 3 1/2 fl. oder 2 Thlr. Bestellungen bittet er im April und Mai franco einzusenden. Die Pflanzen werden im Herbste abgeliefert. ‒ Pharmaceut. Central Blatt 10(1), No. 16 [20. April 1839], 256, Leipzig.
Quellen:
Wittenberger G. 2004: Georg Gravelius: Apotheker, Botaniker und Postexpeditor. ‒ Babenhausen Einst Jetzt 31, 151‒160, Babenhausen.

Bildnis: Archiv Wittenberger

Handschrift: Georg Friedrich Martin Gravelius, Beleg aus WIES

© BVNH 15. Okt. 2012