Georg Ernst Dannenberg

* 1. April 1826 Bodenteich
† 4. Dezember 1896 Fulda

von Stefan Dressler & Sylvain Hodvina

Georg Ernst Dannenberg

Georg Ernst Dannenberg wurde am 1. April 1826 in Bodenteich im Königreich Hannover (heute Kreis Uelzen) geboren. Er war das erste von sieben Kindern des Arztes und Kreisphysikus Carl Friedrich August Dannenberg (* 24. März 1793 Bülitz (Kreis Lüchow-Dannenberg), † 9. Januar 1846 Bodenteich). Aus dessen erster Ehe mit Caroline Charlotte Henriette von Leyßer (* 6. Oktober 1800 Drüffelbeck (Kreis Gifhorn), † 19. Oktober 1839 Bodenteich) stammen die Geschwister Heinrich Wilhelm Adolph (1827‒1833), Amalie Marie Clara (1829‒1830), Emma Caroline Henriette (1831‒1868) und August Carl Adolph (1836‒xxxx). Aus der zweiten Ehe seines Vaters mit Auguste Albertine Dorothee Lütje (* 9. April 1821 Breese (Kreis Lüchow-Dannenberg), † 26. Mai 1891 Sigmaringen) stammen die Stiefgeschwister Agnes (1842‒xxxx) und Adolph (1844‒1895).

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Braunschweig trat er 1841 eine Apothekerlehre in der „Alten Apotheke“ in Bleckede bei Apotheker Georg Wilhelm Christian Busch (1799‒1846) an. Er konditionierte anschließend in Bremen, Alfeld & Hannover. Danach studierte Ernst Dannenberg ab 1850 in Göttingen Pharmazie und schloß mit der Staatsprüfung ab.

Am 4. Dezember 1856 erwarb er in Fulda die Engelapotheke von Julius Geise. Er musste sich jedoch vor der kurhessischen Regierung durch ein zweites Examen qualifizieren. Ernst Dannenberg leitete diese Apotheke dann bis zu deren Verkauf 1892 an den Apotheker Rudolf Kastropp aus Salmünster. Anschließend lebte er als Ruheständler in Fulda.

Am 5. November 1862 heiratete Ernst Dannenberg in Fulda die Henriette Arnoldina Vietor (* 25. April 1841 Fulda, † 4. Dezember 1906 Fulda), Tochter des Justizrats Friedrich Martin Vietor (* 11. August 1807 Rinteln, † 16. März 1886 Fulda) und der Charlotte Stein (* 28. Februar 1807 Marburg, † 1. März 1901 Fulda). Die Ehe blieb kinderlos.

Ernst Dannenberg bildete auch seinen Stiefbruder Adolph als Apotheker aus, bevor dieser ab Herbst 1869 in Marburg Pharmazie studierte, um sich anschließend 1873 in Kassel zusammen mit seinem Schwager Gustav Appell mit einem Drogengeschäft selbständig zu machen. Adolph Dannenberg war ebenfalls botanisch interessiert, war seit 1882 Mitglied des Vereins für Naturkunde in Kassel und von ihm gesammelte Herbarbelege befinden sich im Herbar des Ottoneums (KASSEL)

Handschrift Georg Ernst Dannenberg, Beleg aus B Ernst Dannenberg erforschte die Pflanzenwelt Fuldas, der Rhön und des östlichen Vogelsberges und publizierte 1870 ein „Verzeichnis der Phanerogamen und Gefäßkryptogamen der Umgegend zu Fulda“ (Nachtrag 1875). Diese Arbeit fußte zwar auf der 1784 publizierten „Flora Fuldensis“ von Franz Kaspar Lieblein (1784‒1810), die Dannenberg jedoch durchaus kritisch kommentierte.

Schon zu seiner Ausbildungszeit muß sich Ernst Dannenberg mit Höheren Pflanzen und Moosen beschäftigt haben, denn er wird bereits 1861 von Wilhelm Uloth als Gewährsmann für Moosfunde aus dem Fuldaer Raum, 1866 von Franz Buchenau als Gewährsmann für Pflanzenfunde in der Bremer Gegend und ebenfalls 1866 von Ludwig Mejer als Moos-Sammler für den Raum Hannover genannt. Durch ihn wurde auch Adalbert Geheeb (1842‒1909) aus Geisa ab 1859 in die Mooskunde eingeführt und dieser unterstützte ihn später bei den bryologischen Studien. Ebenfalls 1870 publizierte er auch ein Verzeichnis der Laubmoose von Fulda und Umgebung. Während seiner letzten beiden Lebensjahrzehnte beschäftigte sich Ernst Dannenberg botanisch fast nur noch mit Flechten.

Als Apotheker betätigte er sich auch chemisch, verfaßte Aufsätze über das Colchicin der Herbstzeitlosen und wurde als Sachverständiger bei Gericht gehört.

Am 13. März 1865 wurde der Verein für Naturkunde zu Fulda gegründet, dessen Gründungsmitglied Ernst Dannenberg war und dem er bis zu seinem Tode angehörte. Er diente ihm in verschiedenen Funktionen, zum Beispiel als Bibliothekar und Konservator. Von März 1882 bis März 1895 war er dessen Vorsitzender und wurde am 2. Mai 1895 zum Ehren-Mitglied des Vorstandes ernannt. Er hielt hier und im Rhönklub regelmäßig Vorträge zum Beispiel über „Naturwissenschaft und Glaube“, „Die Geschichte der Chemie“, „Die Flechten in ökonomischer Bedeutung“, „Einige Genussmittel fremder Völker“, „Die Rhön in botanischer Beziehung“.

Ernst Dannenberg starb am 4. Dezember 1896 in Fulda.

Das umfangreiche Herbar Dannenbergs, das er dem Naturkunde-Verein in Fulda vermacht hatte, gilt als verschollen. Es existiert jedoch ein Verzeichnis aus Dannenbergs Hand im Archiv des Vereins für Naturkunde von Osthessen Fulda. Ein weiteres Verzeichnis wurde nach dem damals noch in Fulda vorhandenen Herbar durch Moritz Goldschmidt 1909 angefertigt; jenes Verzeichnis wiederum (Original verschollen, ob in Lauterbach?) existiert als Kopie in der Hochschul- u. Landesbibliothek Fulda und im Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M. (FR). Einige Herbarbelege finden sich im Herbar des Hohaus-Museums Lauterbach, das als Dauerleihgabe im Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M. (FR) liegt. Offenbar hat Karl Maurer aus Sicherheitsgründen zumindest Teile des Dannenberg-Herbars im zweiten Weltkrieg nach Lauterbach verbracht. Weitere Einzelbelege finden sich in B und MB.
Flechten sollen sich nach Grummann (1974) in Marburg befinden (MB)

Von Dannenberg beschriebene Pflanzen:


Nach Dannenberg benannter Pilz:
Tichothecium dannenbergii B. Stein ex Eitner ‒ 1896, Jahresber. Schles. Ges. Vaterl. Cultur 73(Abt. 2b), 26

Flora Fulda Publikationen zur Flora:
  • 1870: Verzeichnis der Phanerogamen und Gefäßkryptogamen der Umgegend zu Fulda. ‒ Ber. Ver. Naturk. Fulda 1: 31‒39, Fulda.
  • 1870: Verzeichnis der Laubmoose der Umgegend zu Fulda. ‒ Ber. Ver. Naturk. Fulda 1: 60‒69, Fulda.
  • 1875: Nachtrag zu dem Verzeichnis der Phanerogamen und Gefäßkryptogamen der Umgegend zu Fulda. ‒ Ber. Ver. Naturk. Fulda 2: 12‒16, Fulda.
  • 1875: Nachtrag zu dem Verzeichnis der Laubmoose der Umgegend zu Fulda. ‒ Ber. Ver. Naturk. Fulda 2: 17‒21, Fulda.
  • 1875: Verzeichnis der Lichenen der Umgegend zu Fulda. ‒ Ber. Ver. Naturk. Fulda 2: 22‒42, Fulda.
Sonstige Publikationen:
  • 1876: Ueber ein dem Colchicin sehr ähnliches Alkaloid im Bier. ‒ Archiv Pharmazie 208(5), 411‒414, Halle.
  • 1877: Nochmals „Colchicin“ in Bier. ‒ Archiv Pharmazie 210(3), 238‒246, Halle.
  • 1877: Nachweis des Colchicins in gerichtlichen Fällen. ‒ Deutscher Apotheker-Verein, Halle. 20 Seiten.
  • 1886: Nachweis von Blutflecken bei Gegenwart von Eisenrost. ‒ Pharm. Centralhalle Deutschland 27, 449‒452, Berlin.
Quellen:
  • Uloth W. 1861: Beiträge zur Flora der Laubmoose und Flechten von Kurhessen. ‒ Flora 44(10), 145‒158, 44(11), 161‒175, 44(12), 167‒187, Regensburg.
  • Buchenau F. 1866: Nachträge und Berichtigungen zur Flora Bremensis. ‒ C. Ed. Müller, Bremen. 48 Seiten.
  • Mejer L. 1866: Moosflora des Gebietes der Stadt Hannover und des südlichen Theils von Calenberg bis Hameln. ‒ Jahresber. Naturhist. Ges. Hannover 15, 25‒34, Hannover.
  • Geheeb A. 1870: Bryologische Notizen aus dem Rhöngebirge. ‒ Flora 53(20), 305‒319, Regensburg.
  • Anonymus 1896: Todesfälle [Am 4. Dezember raffte ein plötzlicher Tod den Rentner Ernst Dannenberg zu Fulda ...]. ‒ Hessenland Zeitschr. Hess. Gesch. Literatur 10(24), 333, Kassel.
  • Anonymus 1897: Personalnachrichten [Ernst Dannenberg, Lichenologe und Kenner d. Rhönflora am 4. Dez. v. J.]. ‒ Allg. Bot. Zeitschr. 3(3), 56, Karlsruhe.
  • Anonymus 1897: Ernst Dannenberg. ‒ Abhandl. Ber. Ver. Naturk. Kassel 42, XII‒XIII, Kassel.
  • Vonderau [J.] 1898: Nekrologe [Am 4. Dezember 1896 starb ... Herr Apotheker Ernst Georg Dannenberg.]. ‒ Ber. Ver. Naturk. Fulda 8, XIII‒XVI, Fulda. [Falsches Geburtsjahr 1816].
  • Geheeb A. 1898: Bryologische Notizen aus dem Rhöngebirge. ‒ Allg. Bot. Ztg. 4(3), 46‒48, Karlsruhe.
  • Rothert W. 1912: Allgemeine hannoversche Biographie 1. Hannoversche Männer und Frauen seit 1866. ‒ Adolf Sponholz, Hannover. [3] + 375 Seiten. [335; falsches Geburtsjahr 1816].
  • Steier A. 1919: Zur Flechtenflora der Rhönbasalte. ‒ Kryptogamische Forsch. 1(4), 263‒273, München.
  • Koppe F. 1964: Die Moose des Niedersächsischen Tieflandes. ‒ Abh. Naturwiss. Ver. Bremen 36(2), 237‒424, Bremen.
  • Barnhart J. H. 1965: Biographical notes upon botanists: A‒Fox (C) 1. ‒ G. K. Hall, Boston. 563 Seiten. [417].
  • Grummann V. † 1974 (Hrsg. O. Klement): Biographisch-bibliographisches Handbuch der Lichenologie. ‒ Gerstenberg, Hildesheim. 839 Seiten. [70].
  • Ebel W. 1974: Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1837‒1900. ‒ August Lax, Hildesheim. 925 + 96 Seiten. [139].
  • Wagenitz G. 1988: Göttinger Biologen 1737‒1945. Eine biographisch-bibliographische Liste. ‒ Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. 228 + [1] Seiten. [44].
  • Jestaedt A. 1989: Alt-Fulda: Bürgerhäuser und Adelspalais. Aufsätze zur Stadtgeschichte 1938 bis 1976. ‒ Fuldaer Geschichtsver. 53, Fulda. 360 Seiten. [129‒132: Aus der Geschichte der Fuldaer „Engelapotheke“].
  • Frahm J.-P. 1995: Lexikon deutscher Bryologen. ‒ Limprichtia 6, Bonn, 187 Seiten. [22].
  • Ballmaier H. 1999: Lieblein, Dannenberg und Geheeb. Drei bedeutende Apotheker aus dem Fuldaer Land. ‒ Buchenblätter, Beilage Fuldaer Zeit. Heimatfreunde 72(14), 54‒55, Fulda.
  • Frahm J.-P. & J. Eggers 2001: Lexikon deutschsprachiger Bryologen. ‒ Selbstverlag, Norderstedt. 672 Seiten. [74‒75, Portrait].
  • Schmalz K.-H. unter Mitarbeit von E. Kramm & H. Schwiesow 2015: Festschrift zur 150-jährigen Wiederkehr der Gründung des Vereins für Naturkunde zu Fulda (1865‒1946). [52‒53: Ernst Georg Dannenberg (1816‒1896)]. - Imhof, Fulda, 95 Seiten. [Falsches Geburtsjahr 1816]
  • Gregor T., S. Dressler, U. Barth, R. Döring & G. Zizka 2015: Die Rhön im Spiegel wissenschaftlicher Pflanzensammlungen. In: T. Heiler, U. Lange, G. K. Stasch & F. Verse (Hrsg.): Die Rhön. Geschichte einer Landschaft, 61‒72. ‒ Michael Imhof, Petersberg. (Vonderau-Museum Fulda, Katalog 41).
  • Pusch J., K.-J. Barthel (†) & W. Heinrich 2015: Die Botaniker Thüringens. ‒ Haussknechtia Beih. 18, Jena. 932 Seiten. [97‒98, Portrait, Handschrift; Überprüfung des Geburtseintrags].
Kirchengemeinde Bodenteich (H. Köhle)
Kirchengemeinde Wrestedt (A. C. Hagedorn)
Stadtarchiv Sigmaringen (S. Brühl)

Bildnis: © Portraitsammlung des Herbarium Hamburgense (HBG)

Handschrift: Georg Ernst Dannenberg, © Beleg aus B

© BVNH 11. März 2016