Otto Burck

* 11. Oktober 1873 Frankfurt am Main
† 23. April 1966 Neu-Isenburg

von Stefan Dressler

Carl Otto Burck

Carl Otto Burck wurde am 11. Oktober 1873 als zweites Kind des Steindruckers Albert Burck (* 20. Juli 1845 Sachsenhausen, † > 1901) und dessen Ehefrau Maria Magdalena Dasch (* 12.06.1848 Oberrad, † 21. Juli 1919 Frankfurt am Main) in der städtischen Entbindungsanstalt in der Heiligkreuzgasse geboren. Sein älterer Bruder war Johann Michael (1870‒19xx).

Zunächst wohnte die Familie in Sachsenhausen nahe des Südfriedhofes bis sie 1881 an die Untere Schweinstiege übersiedelte. Hier besaß seine Großmutter mütterlicherseits, Barbara Dasch, geborene Neuwirth (1823‒1907), seit 1874 eine Schankgenehmigung und lebte mit Otto Burcks Großvater, dem Förster Michael Dasch (1821‒1912), seit 1882 ebenfalls auf der Unteren Schweinstiege. Dort und auch auf seinen Schulwegen zur Weißfrauenschule in Frankfurt wurde der Grundstein für Otto Burcks Liebe zur heimatlichen Natur gelegt.

Nach Ende seiner Schulzeit besuchte er von 1891 bis 1894 das Lehrerseminar in Usingen, wo er auch am 13. Februar 1894 und 6. August 1896 die notwendigen Prüfungen für den Lehrerberuf ablegte (Daten aus dem von Otto Burck selbst ausgefüllten Personalbogen von 1932; in der Personalakte des Schulamtes finden sich davon abweichenden Angabe zu den Prüfungen: 14. Februar 1894 und 6. Juli 1896). Seinen Schuldienst begann er in Bockenheim (22. Februar bis 30. Juni 1894), unterbrach diesen für seinen abzuleistenden Militärdienst und setzte seine Lehrerlaufbahn in Braubach am Rhein (1. November 1894 bis 14. April 1898) fort. 1898 ging er zurück nach Frankfurt, um an der Glauburg-Schule (15. April 1898 bis 1. Oktober 1900) als Klassenlehrer zu arbeiten.

Am 28. Dezember 1898 heiratete Otto Burck in Frankfurt am Main die Catharine Dorothea Loh (* 14. Februar 1873 Frankfurt am Main, † 22. Juni 1958 Neu-Isenburg), eine Tochter des Maurermeisters und Architekten Johann Heinrich Loh (* 11. August 1838 Frankfurt am Main, † 19xx) und der Susanna Elisabetha Gattinger (* 5. Februar 1843 Frankfurt am Main, † 10. März 1930 Frankfurt am Main). Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Albert August Friedrich (1899‒1960) wurde Elektroingenieur und Johann (Hans) Michael (1904‒1948) war promovierter Chemiker. Letzterer hatte 2 Kinder.

Am 1. Oktober 1900 wechselte Otto Burck an die Schwarzburg-Schule. Diese wurde nach dem 1. Weltkrieg Reformschule. Burck erwarb sich große Verdienste beim Aufbau des Kinderdorfes Wegscheide der Frankfurter Schulen im Spessart. Zuletzt arbeitete er als Schulleiter, bekam aber entgegen mündlicher Zusagen nicht die Stelle des Rektors. Am 1. April 1925 wechselte er dann als Konrektor an die Comenius-Schule (bis 1. April 1932). Zuletzt war er wieder als einfacher Lehrer an einer Volksschule (Kleist- und Kirchner-Schule) angestellt, bis er am 1. April 1934 in den Ruhestand ging. Otto Burck starb am 23. April 1966 in seiner Wohnung in Neu-Isenburg im 93. Lebensjahr.

Handschrift Otto Burck, Beleg aus WIES Otto Burck trat kurz nach seiner Rückkehr nach Frankfurt 1898 mit der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Kontakt, dort insbesondere mit dem Sektionär für Botanik Martin Dürer (1842‒1921). Mit diesem und dem Mittelschullehrer Philipp Ludwig Lauterbach (1849‒1930) unternahm er Exkursionen in Frankfurt und die weitere Umgebung (Taunus, Vogelsberg, Spessart, Odenwald, Hunsrück, Nahe-Gebiet). Er war alsbald ein Kenner der Frankfurter Flora. Jahrelang leitete er die Botanischen Wanderungen der Senckenberg-Gesellschaft, die er zusammen mit Fritz Wolfart (1892‒1973) und Adolf Reuber (1889‒1981) anbot und die sich großer Beliebtheit erfreuten. Auch half er Dürer bei Ordnungsarbeiten im Herbarium Senckenbergianum, das 1914 in die Obhut des Botanischen Institutes der neugegründeten Universität übergeben wurde. Nach Dürers Tod 1921 übernahm er die Betreuung des Herbars und war nach seiner Pensionierung 1934 regelmäßig fast jeden Vormittag dort anzutreffen. Seit 1938 war er Sektionär für Botanik der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Zu seinem 70. Geburtstag 1943 wurden ihm in Anerkennung seiner Leistungen die Eiserne Ehrenmünze der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und die Goethe-Medaille der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt verliehen.

Handschrift Otto Burck, Beleg aus WIES Wegen seiner lokalfloristischen Kenntnisse wurde er Mitte der 1920er Jahren zusammen mit dem Reformpädagogen Heinrich Grupe (1878‒1976) Regionalbeauftragter der floristischen Kartierung Deutschlands für den Frankfurter Raum. Diese floristische Kartierung wurde nach einem Aufruf von Johannes Mattfeld (1922) für das gesamte Deutschland von einer Zentralstelle organisiert, die am Botanischen Museum in Berlin-Dahlem angesiedelt war (Leitung: Johannes Mattfeld (1895‒1951), später Fritz Mattick (1901‒1984)). Zunächst waren Wilhelm Jungmann und Johannes Hemleben (1899‒1984) vom Botanischen Institut der Frankfurter Universität die Regionalleiter, nach deren Weggang übernahm Otto Burck 1924 diese Funktion und koordinierte die Lieferung der Fundmeldungen nach Berlin (Mattfeld 1926: Fedde Repert. Beih. 41: 49ff.). Noch 1936 wird Otto Burck als Kartierer verschiedener Messtischblätter geführt (Mattick 1936: Fedde Repert. Beih. 86: 93). Aus dieser Tätigkeit existiert im Herbarium Senckenbergianum eine detailgenaue Fundortkartei für das Rhein-Main-Gebiet mit Angaben zu rund 430 Arten.

Durch die intensive Beschäftigung mit dem Herbar und den Kenntnissen aus seinen zahlreichen Exkursionen erhielt Otto Burck einen guten Überblick über die Regionalflora des Frankfurter Raumes und dessen Umgebung. Dies fand seinen Niederschlag in der Veröffentlichung seiner zweibändigen „Flora des Frankfurt-Mainzer Beckens“ 1940 und 1941; eine darauf aufbauende „Flora des Rhein-Main-Gebietes“ sollte 1948 als Senckenberg-Buch 21 erscheinen, was aus unbekannten Gründen scheiterte. Das Manuskript liegt im Archiv des Herbarium Senckenbergianum (FR).

Otto Burck ist insbesondere dann auch der fast vollständige Erhalt des Herbars zu verdanken, dessen Auslagerung aus dem Botanischen Institut er im 2. Weltkrieg begleitete und dessen Neuordnung nach Rückführung an das Senckenberg-Institut 1946 er bewerkstelligte. 1953 wurde er zum Korrespondierenden Mitglied der SNG ernannt, deren Mitglied er seit 1920 war.

Im Rahmen seiner über 40jährigen Beschäftigung mit Moosen wurde er zu einem geschickten Mikroskopiker und legte eine Moossammlung an, die heute im Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M. (FR) liegt. Diese enthält auch eine Moos-Vergleichssammlung in gebundenen Bändchen (inklusive Präparate). Seine Kenntnisse legte er in der umfassenden Monografie „Die Laubmoose Mitteleuropas“ 1947 nieder. Von seiner Beschäftigung auch mit tropischen Moosen zeugen Exzerpte und ein unveröffentlichtes Manuskript seiner Bearbeitung der 1952/53 von Wilhelm Lötschert (1923‒1984) in El Salvador gesammelten Moose (Archiv des Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M.). Von 1950‒54 inserierte er die Kryptogamen-Sammlung Carl Bosch (1874‒1940) in das Herbarium Senckenbergianum. 1956 beendete er seine Tätigkeit im Herbarium Senckenbergianum aus Altersgründen.

Otto Burck gehörte 1952 zu den Mitbegründern der Hessischen Floristischen Briefe. Er galt als bescheidener und hilfsbereiter Mensch, der viele Schülergenerationen geprägt und an die Natur herangeführt und auch mit seinen pflanzenkundlichen Wanderungen zusammen mit seinem Freund Adolf Reuber viele Menschen erreicht hat. Er hat in vielfältiger Weise auch bei der Ausbildung junger Lehrer und Studenten sein Wissen weitergegeben. Er wird als geradlinig, liebenswert und humorvoll beschrieben, der einem Schnäpschen oder Schoppen Apfelwein nicht abgeneigt gewesen sei und ein passionierter Pfeifen- und Zigarrenraucher war.

Herbarbelege befinden sich in: DANV, FR.

Für Otto Burck existiert kein botanisches Autorenkürzel.
Das Kürzel „Burck“ gehört zu William Burck, holländischer Botaniker (* 4. Februar 1848 Monnickendam, † 25. September 1910 Leiden)

Von Burck beschriebene Pflanzen:


Nach Burck benannte Pflanzen:


Flora Publikationen:
  • 1925: Veränderungen in der Flora Frankfurts seit 100 Jahren. ‒ Natur & Museum 55: 423‒432, Frankfurt am Main.
  • mit H. Kaiser 1925: Ein Vulkan bei der Wegscheide. ‒ In freier Natur auf der Wegscheide 1, M. Diesterweg, Frankfurt a. M. 35 Seiten.
  • mit H. Kaiser 1925: Die Sandwüste der Wegscheide. ‒ In freier Natur auf der Wegscheide 4, M. Diesterweg, Frankfurt a. M. 30 Seiten.
  • 1928: Mistelbäume. ‒ Natur & Museum 58: 581, Frankfurt am Main.
  • 1938: Der Stechapfel (Datura stramonium L.). ‒ Natur & Volk 68: 571‒572, Frankfurt am Main.
  • 1938: Vom Nutzen der Moose. ‒ Arbeitsgem. Natursch. Main-Taunus November 1938: 12‒13, Frankfurt am Main.
  • 1939: Ist Naturschutz not? ‒ Arbeitsgem. Natursch. Main-Taunus März 1939: 15‒17, Frankfurt am Main.
  • 1940: Die Flora des Frankfurt-Mainzer Beckens. I.: Kryptogamen (Sporenpflanzen). ‒ Abhandl. Senckenberg. Naturforschenden Ges. 452: 1‒116, 2 Tafeln. Frankfurt a. M.
  • 1941: Die Flora des Frankfurt-Mainzer Beckens. II.: Phanerogamen (Blütenpflanzen). ‒ Abhandl. Senckenberg. Naturforschenden Ges. 453: 1‒247. Frankfurt a. M.
  • 1941: Das Schlangenmoos. ‒ Ruf der Heimat 1941: 9. [n.v.]
  • 1946: Frühes Adonisröschen (Adonis vernalis L.). ‒ Natur & Volk 75/76: 31‒32, Frankfurt am Main.
  • 1947: Die Laubmoose Mitteleuropas. ‒ Abhandl. Senckenberg. Naturforschenden Ges. 477. Frankfurt am Main. 198 + 9 Seiten.
  • 1947: Schmalblättriges Lungenkraut (Pulmonaria angustifolia L.). ‒ Natur & Volk 77: 89, Frankfurt am Main.
  • 1947: Flugsamen. ‒ Natur & Volk 77: 109‒114, Frankfurt am Main.
  • 1947: Vom Kräutchen „Rührmichnichtan“. ‒ Natur & Volk 77: 178‒179, Frankfurt am Main.
  • 1948: Grosses Windröschen (Anemone silvestris L.). ‒ Natur & Volk 78: 37, Frankfurt am Main.
  • 1948: Verdunstungsschutz bei einheimischen Gräsern. ‒ Natur & Volk 78: 95‒102, Frankfurt am Main.
  • 1952: Fremdlinge unter den europäischen Moosen. ‒ Hess. Florist. Briefe 1(1): [2], Offenbach/M.-Bürgel.
  • 1952: Bestimmungstabelle für die Gattung Equisetum L. mit besonderer Berücksichtigung der sterilen Pflanzen. ‒ Hess. Florist. Briefe 1(2): [1‒3], Offenbach/M.-Bürgel.
  • 1952: Die ungeschlechtliche Vermehrung bei den Laubmoosen. ‒ Hess. Florist. Briefe 1(5): [1], Offenbach/M.-Bürgel.
  • 1952: Eine Hilfe für die Bestimmung der Schachtelhalm-Arten. ‒ Hess. Florist. Briefe 1(11): [2‒3], Offenbach/M.-Bürgel.
  • 1953: Unsere Erlen. ‒ Natur & Volk 83: 39‒43, Frankfurt am Main.
  • 1954: Eine nachdenkliche Betrachtung. ‒ Hess. Florist. Briefe 3(25): 1‒2, Offenbach/M.-Bürgel.
  • 1954: Frühlings-Knotenblume. ‒ Natur & Volk 84: 50‒51, Frankfurt am Main.
  • 1955: Die Pflanzenwelt der Naturschutzgebiete im Osten von Frankfurt am Main und ihrer Umgebung. ‒ Luscinia Jahresber. Vogelkundl. Beobachtungsstation „Untermain“ 28: 31‒40, Frankfurt/M.-Fechenheim. [nachgedruckt als: Burck, O. 1999: Die Pflanzenwelt der Naturschutzgebiete im Osten von Frankfurt am Main und ihre Umgebung. ‒ Luscinia 50: 89‒101, Frankfurt am Main.]
  • 1956: Große Küchenschelle. ‒ Natur & Volk 86: 134‒136, Frankfurt am Main.
  • 1956: Martin Dürer zum Gedenken. ‒ Hess. Florist. Briefe 5(51): 1‒2, Offenbach/M.-Bürgel.
  • 1957: Am Eisenbahndamm. ‒ Hess. Florist. Briefe 6(68): 2‒3, Offenbach/M.-Bürgel.
Publikationen über Otto Burck:
  • Laibach F. [„Laibach O.“] 1943: Otto Burck, zum 70. Geburtstag am 11. Oktober 1943. ‒ Natur & Volk 73: 348, Frankfurt am Main.
  • Kräusel R. 1953: Otto Burck, dem jüngsten Korrespondierenden Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, zum 80. Geburtstag am 11. Oktober 1953. ‒ Natur & Volk, 83: 357‒358, Frankfurt a. M.
  • Reuber A.: Otto Burck 80 Jahre alt. ‒ Hess. Florist. Briefe 2(22), 1‒3, Offenbach/M.-Bürgel.
  • Anonymus 1953: Bester Kenner der heimischen Pflanzenwelt ‒ Zum 80. Geburtstag von Konrektor Otto Burck. ‒ Frankfurter Allg. Zeit. 9. Okt. 1953, Frankfurt am Main.
  • Egle K. 1953: Konrektor Burck 80 Jahre alt. Große Liebe für Natur. ‒ Der beste Kenner der Pflanzenwelt im Rhein-Main-Gebiet. ‒ Frankfurter Neue Presse 9. Okt. 1953, Frankfurt am Main.
  • Reuber A. 1963: Otto Burck 90 Jahre alt. ‒ Hess. Florist. Briefe 12: 53‒54, Darmstadt.
  • Anonymus 1963: Otto Burck ‒ 90 Jahre alt. ‒ Natur & Museum 93: 433, Frankfurt am Main.
  • Anonymus 1963: Otto Burck 90 Jahre. ‒ Frankfurter Allg. Zeit. 8. Okt. 1963, Frankfurt am Main.
  • Kurth 1963: Naturforscher und Lehrer. Zum 90. Geburtstag von Otto Burck. ‒ Frankfurter Rundschau 11. Okt. 1963: 7, Frankfurt am Main.
  • Anonymus 1963: Allem Neuen aufgeschlossen ‒ Otto Burck feiert seinen 90. Geburtstag. ‒ Frankfurter Neue Presse 11. Okt. 1963, Frankfurt am Main.
  • Anonymus 1966: Otto Burck †. ‒ Natur & Museum 96: 255, Frankfurt am Main.
  • Ludwig W. 1966: Zur Erinnerung an Otto Burck, geb. 11. 10. 1873, † 23. 4. 1966. ‒ Hess. Florist. Briefe 15: 33‒34, Darmstadt 1966.
  • Conert H. J. 1967: Aus der Geschichte des Senckenberg-Museums, Nr. 11. Die Geschichte der Botanisch-Paläobotanischen Abteilung. ‒ Senckenbergiana Biolog. 48C, 1‒57, Frankfurt am Main. [29, 45-46, 51].
  • Blaufuss A. & H. Reichert 1992. Die Flora des Nahegebietes und Rheinhessens. ‒ Pollichia-Buch 26, Bad Dürkheim. 1061 Seiten. [52‒53].
  • Frahm J.-P & J. Eggers 2001: Lexikon deutschsprachiger Bryologen. ‒ Selbstverlag, Norderstedt. 672 Seiten. [63]
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt/M. (Personalakten)
Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M. (FR)
Archiv der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (Berlin)

Bildnis: aus Laibach 1943

Handschrift: Handschriftenprobe im Archiv Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M. (FR), Unterschrift im Archiv der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (Berlin)

Genealogische Ergänzungen: S. Hodvina (Zwingenberg)

© BVNH 23. Jan. 2018